21.02. - 03.03. Teneriffa

Playa de las Teresitas Teneriffa

Die Überfahrt nach Santa Cruz de Tenerife dauert rd. 2 Stunden und als erstes steuern wir die nahe der Hauptstadt gelegene Playa de las Teresitas bei San Andrés an. Es handelt sich hier nicht um einen Naturstrand, sondern um einen aufwendig mit Tonnen von Saharasand künstlich aufgeschütteten Strand. Damit der schöne goldene Sand nicht gar so schnell verschwindet, wurde vor der Bucht ein künstliches Riff angelegt, dass die Wellen bricht und somit das Baden hier völlig ungefährlich macht.

Von dem rd. 300 Meter höher gelegenen Mirador dos Playas segeln Paraglider wie ein bunter Schwarm Schmetterlinge zu dem Strand herab. Nachdem wir Strand und Parkzone zu Fuß erkundet haben, suchen wir uns einen Parkplatz ganz am Strandende auf einer Schotterfläche. Da entlang des rd. 1,5 km langen Strandes teilweise bis zu vierreihig geparkt werden kann, ist die Parkplatzsuche hier wirklich kein Problem. Auch die Infrastruktur mit Toiletten und Strandduschen kommt uns gelegen.

Am nächsten Tag machen wir das Kanu flott. Unser Ziel ist der nur rd. 400 Meter entfernt hinter einer steilen Felswand liegende Naturstrand der Playa de las Gaviotas. Innerhalb der Bucht lässt es sich gut paddeln, aber das ändert sich deutlich, als wir den Bereich des Wellenbrechers verlassen. Die aktuelle Calima - Wetterlage sorgt auch bei kaum spürbarem Wind für kräftige Wellen, die aus unserer Warte im Kanu doch ganz anders wirken, als gerade noch beim Blick aufs Meer. Thomas ist mutiger, aber nach rd. der halben Strecke reicht es mir und ich will nur noch zurück in die ruhige Bucht.

Am Abend beschließen wir uns einen ruhigeren Platz für die Nacht zu suchen, da das tiefe Brummen der Generatoren sowohl der Strandbars, als auch des großen Frachters, der vor der Küste liegt und die Zeit bis zu einem neuen Auftrag überbrückt, sehr stören. Wir fahren zu dem Mirador dos Playas, der seinen Namen daher hat, dass man von ihm sowohl den Playa de las Teresitas, als auch den Playa de las Gaviotas sehen kann. Leider ist er abgesperrt und wir übernachten auf dem Parkstreifen entlang der Straße. Zumindest die Aussicht auf die Lichter von San Andres und der Hauptstadt ist schön anzusehen.

Playa de las Teresitas - ganz links San Andres - rechts auf dem Berg der Mirador dos Playas
Playa de las Teresitas - ganz links San Andres - rechts auf dem Berg der Mirador dos Playas

Am Morgen fahren wir auf der kurvigen Bergstraße TF 121 zum Playa de las Gaviotas. Hier steigt das Anagagebirge steil aus dem Meer empor und entsprechend sind die Straßen. Glücklicherweise ist um diese frühe Zeit noch nicht viel los – weder auf der Straße noch auf dem Parkplatz.

 

Die beiden Strände sind ja nur durch einen Hügel getrennt, könnten aber gegensätzlicher nicht sein. Der Eine weißsandig, wellenberuhigt, mit aller erdenklicher Infrastruktur aber auch den üblichen Beschränkungen. Der Andere mit tiefschwarzem Lavasand, keinerlei Infrastruktur, aber auch keinen Einschränkungen. Ob FKK oder Textil, ob mit Hund oder ohne – jeder macht was er will. 

Zur Playa de las Gaviotas verirren sich nur wenige Touristen und in der Nacht haben wir den Platz fast für uns allein. Da ein italienischer Camper berichtet, dass in der Nacht kleine Steine aus der steil aufsteigenden Felswand auf sein Fahrzeug gefallen sind, ziehen wir es vor direkt an der Meerseite zu stehen. Die Felswand ist zwar mit Netzen gesichert, aber deren Maschen sind faustgroß. Das könnte unserer Solaranlage schlecht bekommen.

Playa de las Gaviotas schwarzer Sandstrand Teneriffa

Die Nacht direkt am Wellenbrecher ist aber auch ein Erlebnis. Die anrollenden Wellen hören sich an wie ein Güterzug und wenn sie auftreffen zittert der Boden. Das der Sprinter eingesalzen wird lässt sich nicht vermeiden. Zumindest von dem Krach des vor der Bucht liegenden Frachter ist nichts mehr zu hören.

 

Mit einem Fahrzeug über PKW-Größe sollte man den Parkplatz nur frühmorgends oder spätabends anfahren. Nicht nur, weil es schwer ist einen Parkplatz zu bekommen, sondern weil es bei voll besetztem Platz keine Wendemöglichkeit gibt. Als sich der Parkplatz am Abend des zweiten Tages lehrt fahren wir nach San Andrés und parken hinter einem Hügel am Barranco. Was eine himmlische Ruhe!

Heute wollen wir das Anaga Gebirge erkunden. Doch bevor es losgeht, bekommt der Sprinter von uns noch eine Handwäsche neben einer der Strandduschen des Teresitas Strandes. Das Salz muss runter und leider haben wir noch keine Waschanlage gesehen, in die wir höhenmäßig hineinpassen würden.

Das Anaga Gebirge ist mit einer Höhe von bis zu 1024 Metern im Vergleich zum Teide nicht besonders hoch, aber es steigt nicht sanft an, sondern erhebt sich direkt schroff und zerklüftet aus dem Meer. Hier gibt es zwar viele Wanderwege, aber nur extrem wenige Straßen. Deshalb gibt es zu der TF 12, die von San Andrés ins Anaga führt auch keine Alternative.

Anaga Gebirge Teneriffa

Für uns ist es ungewohnt, ein Gebirge zu erleben, dass in den unteren Bereichen nur wenig Pflanzenwuchs aufweist, in den Oberen dagegen dicht bewaldet ist. Dieses Phänomen verursacht der Passat, der die Spitzen der Nordhänge häufig in Wolken hüllt und mit Nebel und Regen so eine vielfältige Vegetation schafft. Besonders beeindruckend sind die uralten Laurisilva Wälder, der Lorbeerurwald. Auch die Baumheide, die momentan in Blüte steht ist eine beeindruckende Pflanze.

 

Unseren ersten Stopp legen wir am Mirador El Bailadero ein. Die Aussicht auf die Nordküste und den Ort Taganana ist grandios, zumal der Himmel immer noch wolkenlos ist und der Calima langsam nachlässt. Bei einem kleinen Spaziergang Richtung Roque el Viento genießen wir die Aussicht und bestaunen Flora und Fauna. Letztere wird durch jede Menge Kanareneidechsen repräsentiert, die sich genüsslich sonnen. Es handelt sich um die Art Gallotia galloti insulanagae, die speziell im Anaga vorkommt.

Weiter geht es über die einzige das Anaga Gebirge in West-Ost-Richtung erschließende Straße Richtung Cruz del Carmen. Das sind zwar nur rd. 13 km, aber wir fühlen uns in eine andere Welt versetzt. Nach kurzer Zeit wird die Straße schmaler und führt durch den Lorbeerurwald wie durch einen grünen Tunnel.

Am Cruz del Carmen ist großer Besucherandrang. Da nur noch Busparkplätze frei sind – die dafür aber reichlich – okkupieren wir einen davon und gehen zum Mirador. Von hier bietet sich ein weiter Blick über die letzten Ausläufer des Anaga Gebirges und die Ebene mit den Städten Tacoronte und San Cristobal de La Laguna. Auch auf den Teide hätte man von hier einen guten Blick, aber derzeit hüllt ihn der Calima in eine dichten Dunst, aus dem er nur schemenhaft erkennbar ist.

Im Besucherzentrum kaufen wir eine Karte mit Wanderwegen durch das Anaga Gebirge (günstig) und nebenan in der Cafeteria zwei Stück Kuchen (teuer!). Leider gibt es hier keine Rundwanderwege sondern nur lange Strecken, die bis zur Küste führen. Momentan nicht so das was wir uns wünschen. Deshalb beschränken wir uns auf einen kleinen Spaziergang durch den Lorbeerwald.

Zurück am Sprinter werden wir von der Polizei von unserem Parkplatz verscheucht. Das wir ein Stück weiter an einer gelb markierten Linie (parken verboten) stehen bleiben stört aber niemanden. Sehr sinnig war die Aktion nicht, da um diese späte Uhrzeit garantiert kein Bus mehr kommt, aber wir tun ja was man uns sagt.

Einige Zeit später erscheint ein anderer Polizist und möchte unseren Fahrzeugschein und die Versicherungsunterlagen sehen. Ausweise interessieren ihn nicht. Kein Problem – aber der Hintergrund der Kontrolle erschließt sich uns nicht wirklich. Dafür interessiert es die Polizei wiederum nicht, dass wir uns hier für die Nacht zur Ruhe setzen. Auch gut! Soviel Polizeikontakt hatten wir auf den Kanaren noch nie.

Flechten im Lorbeerbaum am Cruz del Carmen - ein Zeichen, dass es hier oft nebelig ist.
Flechten im Lorbeerbaum am Cruz del Carmen - ein Zeichen, dass es hier oft nebelig ist.

Da durch den Calima immer noch keine Wolken am Himmel sind, beschließen wir heute zum Teide weiterzufahren. Nachdem wir die Ebene und La Laguna hinter uns gelassen haben, geht es wieder bergauf. Immer in Richtung Teide fahren wir durch lichte Kieferwälder, die jede Menge schöne Plätze zum verweilen anbieten. Aber wir haben ein Ziel und das möchten wir noch bei der derzeitigen Wetterlage erreichen. Am Montana de las Cuevas beginnt der Parque Nacional del Teide. Er umfasst die mit 17 km Durchmesser riesige Caldera des Teide, die den Namen Las Cañadas trägt. Schon oft haben wir die Spitze des höchsten Berges Spaniens von Gran Canaria aus aus dem Wolkenmeer ragen gesehen. Jetzt trennen uns nur noch rd. 20 km Luftlinie vom Pico del Teide und der Anblick ist beeindruckend. Das gilt auch für die Aussicht in das Orotavatal und bis nach Puerto de la Cruz. Aber mehr noch als die Fernsicht Richtung Meer fasziniert die einzigartige Landschaft rund um den Gipfel des Teide.

Blick auf den Teide und das Orotavatal
Blick auf den Teide und das Orotavatal
Blick auf den Teide vom Besucherzentrum El Portillo.
Blick auf den Teide vom Besucherzentrum El Portillo.

Wir befinden uns nun auf einer Höhe von knapp über 2000 Metern. Vor uns ragt der Pico del Teide mit 3718 Metern auf. Vom Meeresgrund aus gemessen hat der Teide eine Höhe von über 7.500 Metern und ist damit der dritthöchste Inselvulkan der Erde. Pflanzenwuchs ist kaum bis extrem spärlichen vorhanden. Dafür sind hier alle nur denkbaren Gesteinsfarben vertreten. Tiefschwarze, braune und rostrote Lavafelder wechseln mit fast weißen, flachen Ebenen. In einer Kurve liegt La Torta, eine durch den Straßenbau sichtbar gewordene Sedimentformation mit weißem und schwarzem Lavasand. Wenig später ziehen sich rostrote und ockergelbe Felsen durch schwarzen Lavagruss. Die Straße führt uns entlang des auf dem Montana del Cabezon gelegenen Observatoriums bis zum Besucherzentrum El Portillo.

Gipfel Teide Teneriffa Vulkan Wohnmobil

Von dort aus geht es weiter durch erstarrte Magmaflüsse, Halden und Felder aus Asche, Schlacke, Lava und Bimsstein. Am Fuß des Teides treffen scharfkantige Lavaströme auf die flache Ebene. Die schwarzen Lavabrocken sind von glänzenden Adern durchzogen. Es handelt sich um das vulkanische Glas Obsidian.

 

Eigentlich hatten wir vor, an einem der Parkplätze in der Nähe der Seilbahn zu halten. Daraus wird aber nichts und wir sind froh, noch einen Platz entlang der breiten Zufahrt zum Hotel Parador de Las Canadas zu bekommen. Nach einer kurzen Orientierungsphase wird uns klar, dass wir hier einen wunderbar zentralen Platz mit fantastischer Aussicht auf den Teide und die Felsformation Los Roques de García mit dem bekannten Roque Cinchado gefunden haben.

Roque Cinchado mit dem Gipfel des Teide im Hintergrund
Roque Cinchado mit dem Gipfel des Teide im Hintergrund

Bei dem Roque Cinchado und den anderen eigenwillig geformten Felsen handelt es sich um aufgetürmte Magma, die bereits vor ihrem Austritt verfestigte und dabei diese eigenwilligen Formationen bildete.

 

Durch diese Gegend führt ein rd. 4,5 km langer Wanderweg, den wir entgegen des Uhrzeigersinnes begehen. Auf dieser Seite der Roques de García ist der Weg gut ausgebaut und hat kaum Höhenunterschiede. Der Blick auf den Teide ist hervorragend und die Landschaft interessant. Aber so richtig spannend wird es, als wir ca. die Hälfte der Strecke hinter uns haben und in die Ebene absteigen.

Am Beginn des Rundweges um die Felsformation Los Roques de García
Am Beginn des Rundweges um die Felsformation Los Roques de García
Auf der Hälfte des Rundweges um die Felsformation Los Roques de García - Blick vom Lavastrom auf La Catedral und die Canadas sowie den viel tiefer weiterführenden Wanderweg.
Auf der Hälfte des Rundweges um die Felsformation Los Roques de García - Blick vom Lavastrom auf La Catedral und die Canadas sowie den viel tiefer weiterführenden Wanderweg.
Blick von unten auf den Lavastrom, die Felsformationen und den Teide
Blick von unten auf den Lavastrom, die Felsformationen und den Teide

Zwischen zwei hohen Felsen erstreckt sich ein schwarzer Lavastrom talwärts. Ein Stück weiter

ragen basaltische Gesteinsbrocken groß wie Kathedralen aus dem Boden. Regelmäßige säulenartige Bruchstellen geben ihnen das Aussehen von versteinerten Schlössern. Entlang des Weges können wir immer neue fantastische Gesteinsformationen bewundern. Der Höhepunkt ist La Catedral, die sich freistehend in der Ebene erhebt.

Lavastrom im Gebiet der Felsformation Los Roques de García

Das dunkle, glatte Lavafeld sieht aus wie ein versteinerter Wasserfall. Es stammt von einem Ausbruch des Pico Viejo, einem Nebenkrater des Teide.

Diese Lava war mit etwa 1.200 °C sehr heiß und entsprechend dünnflüssig und erstarrte zu diesen ungewöhnlich glatten und interessanten Formen. Auf den Kanaren ist sie eher selten.

 

Hier war die austretende Lava meis­tens kälter und zähflüssiger und bildete im Erkalten wüste Blockfelder, die man „Malpaís – schlechtes Land“ nennt.

Teneriffa Teide Lava Vulkan

Am nächsten Morgen stehen wir ganz früh auf und fahren zu dem großen Parkplatz an der Seilbahnstation. Um spontan auf das Wetter reagieren zu können, haben wir keine Karten vorbestellt. Deshalb stellen wir uns um 8.30 Uhr an. Glücklicherweise scheint die Sonne und wärmt schon kräftig, denn in der Nacht hatten wir Temperaturen knapp über dem Gefrierpunkt.

 

Auch hier wird ein gewisses Kontingent an Karten nicht über das Internet sondern im Direktverkauf angeboten. Früh morgens stehen die Chancen also gut. Kurz nach 9 Uhr bekommen wir unsere Tickets und können sofort hochfahren. Richtung Süden reicht der Blick bis an die Küste, aber genauso faszinierend ist der Blick auf die im Norden tief unter uns liegenden Wolken.

Teide Canadas Seilbahn

An der Bergstation angekommen befinden wir uns am alten Teide-Krater La Rambleta, der einen Durchmesser von rund 850 m hat. Aus ihm erhebt sich der Kegel des neuen Kraters (El Pilón).

 

Wir gehen über angelegte Wege durch schroffe Lavafelder zu den verschiedenen Aussichtspunkten. Ein wenig merken wir die Höhenluft schon. Schließlich lag die Talstation auf 2.356 Metern Höhe und jetzt befinden wir uns auf 3.550 Metern. Ganz auf den Gipfel (3.718 m) geht es nur mit einer Sondergenehmigung, aber uns reicht die Erkundung der frei zugänglichen Touren zumal wir nur maximal eine Stunde hier oben bleiben dürfen.

 

Auf dem rechts von der Station liegenden Weg umweht fieser Schwefelduft unsere Nasen. Der Teide ist ein junger Vulkan und noch lange nicht erloschen. Der letzte Ausbruch (1909) ist nicht wirklich lange her. Zur Überwachung sind im Gipfelgebiet empfindliche Sensoren installiert, die den Schwefeldioxyd-Gehalt in den Fumarolen, den Dampfaustrittsstellen messen. Solange der Vulkan „atmet“ ist wohl alles in Ordnung, da sich dadurch kein großer Druck im Inneren aufbauen kann, der zu erneuten Eruptionen führen würde. Dann also doch lieber der Schwefelduft.

Blick vom Teide auf die riesige Caldera. 17 km Durchmesser - das ist schon was!
Blick vom Teide auf die riesige Caldera. 17 km Durchmesser - das ist schon was!

Ganz besonders beeindruckt mich der Blick über die riesige Caldera, die aufgrund ihrer Größe erst aus dieser Perspektive überhaupt zu erkennen ist. Unsere Aufenthaltsfrist verstreicht wie im Flug. Gerne würden wir noch länger bleiben, aber wir trauen uns auch nicht zu viel zu überziehen. Schließlich wollen wir nicht zu Fuß absteigen.

Als wir wieder unten ankommen ist der Parkplatz rappelvoll und das gilt auch für die tiefergelegenen Parkplätze. Sofort machen wir uns auf den Weg zu unserem letzten Stellplatz, bevor auch dort nichts mehr geht. In diesem zentralen Gebiet des Nationalparks ist Parken ab 9.30 Uhr ein Problem.

Am Nachmittag folgen wir einem Trail Richtung Calderarand. Dort haben wir aus der Ferne interessante hellbeige Felsformationen entdeckt und wollen sie uns jetzt genauer anschauen. Aus der Nähe betrachtet übersteigen sie unsere Erwartungen erheblich und sind eine richtige Augenweide. Schade nur, dass es nicht erlaubt ist die Wege zu verlassen. Zu gerne würden wir diese Felsen und die Lücken zwischen ihnen aus der Nähe erkunden. 

Felsen Teide Teneriffa Canadas

Am Wegrand und in der Ebene wachsen die Blattrosetten der Taginasten. Ihre bis zu 3 Metern hohen Blütenstände des Vorjahres leuchten silbern im Gegenlicht. Diese auf La Palma und Teneriffa endemische Art (Wildprets Natternkopf, Echium wildpretii) bildet im Mai/Juni mit unzähligen, kleinen Blüten beeindruckende rote Riesenblütenstände.

Es ist einfach wunderschön hier oben im Nationalpark und wir haben richtig Glück mit dem Wetter. In den letzten Tagen hat die Bewölkung zwar zugenommen, aber die Wolken steigen nicht über den Rand der Caldera und so haben wir hier oben eine Sonnenoase. So langsam macht die sehr trockene Luft aber meiner Nase zu schaffen und außerdem wollen wir ja noch mehr von der Insel sehen.

Über die TF 21 fahren wir Richtung Orotavatal. Die Aussicht auf das Meer haben wir wegen der im Norden dichten Wolkendecke diesmal nicht, aber der Ausblick auf die weiße Wattelandschaft erinnert an den Anblick aus einem Flugzeugfenster kurz nach dem Start. Finde ich fast noch schöner, als den Ausblick auf Städte und Meer. 

La Torta Teneriffa Teide

Bevor wir endgültig ins Orotavatal abbiegen, fahren wir noch einmal zu "La Torta". Diese farblich sehr interessante Sedimentformation ist erst durch den Straßenbau sichtbar geworden. Bei unserem ersten Besuch war das Gegenlicht so extrem, dass es keine Chance für ein Foto gab. Das Licht ist zwar immer noch nicht ideal, aber die Farbunterschiede der abgelagerten Vulkansedimente sind gut zu erkennen. Von dem oberhalb der "Torte" gelegenen Parkplatz hat man einen schönen Ausblick auf "Torte" und Teide.

Felsrose, Lavarose Piedra la Rosa

Unterwegs halten wir am Mirador Piedra la Rosa und bewundern die riesige Steinrosette.

Sie ist fünf Meter hoch und sieben Meter breit. Solche einzigartigen Formationen entstehen, wenn die erkaltende Lava sich zusammen zieht und rissig wird.

 

Je tiefer wir in das Tal abfahren, um so üppiger und tropischer wird die Vegetation. Wo dauerhafter Sommer, reichlich Regen und fruchtbare Vulkanerde aufeinandertreffen, scheint einfach alles zu gedeihen. Bananenstauden, Avokado- und Mangobäume und jede Menge tropische Blütenpflanzen. Nie habe er in seinem Leben Schöneres gesehen, schrieb vor rd. 200 Jahren der Naturforscher Alexander von Humboldt. Zumindest hatte er das Glück das schöne Tal noch unverbaut zu erleben.

Puerto de la Cruz Wellen Gischt

In Puerto de la Cruz steuern wir den großen Parkplatz am Hafen an. Richtung Altstadt werden die Straßen immer enger und die parkplatzsuchenden PKW fahren Kolonne.

 

Mein erster Gedanke ist „ das wird nie was“ - aber der Parkplatz ist überraschenderweise so riesig, dass dort immer etwas frei ist. Wir suchen uns einen Platz möglichst weit vom Meer entfernt, denn der Wellengang ist kräftig und von Zeit zu Zeit krachen fast 4 Meter hohe Gischtfontänen über den Wellenbrecher.

 

Puerto de la Cruz ist eine recht übersichtliche Stadt und von unserem zentralen Parkplatz am Hafen können wir alle unsere Ziele zu Fuß gut erreichen. Botanisch interessiert wie ich nun mal bin, ist eines dieser Ziele natürlich der Orchideengarten von Sitio Litre. Er besteht seit mehr als 280 Jahren und ist angeblich der älteste Garten von Teneriffa. Seine Orchideensammlung soll die größte der Insel sein und meine Erwartungen sind hoch. Nun ja, kurz gesagt – der Besuch ist eher eine Enttäuschung. Der Garten ist ganz nett, mehr aber auch nicht. Die mit großen Worten beworbene Orchideensammlung ist nicht besonders attraktiv präsentiert und umfasst hauptsächlich Arten, die in jedem normalen Blumengeschäft gekauft werden können. Da hatte ich mehr erwartet.

Jardin de Aclimatación de La Orotava, Ficus macrophylla fo. columnaris

 Glücklicherweise liegt nicht weit entfernt der Jardin de Aclimatación de La Orotava. Er wurde 1788 als botanisches Experiment angelegt. Aus den Tropen stammende Pflanzenarten sollten akklimatisiert werden, um sie anschließend auf dem spanischen Festland anpflanzen zu können. Das Experiment misslang, denn auf Teneriffa gedieh alles prächtig, aber nur wenige Ableger überstanden die europäischen Winter. Geblieben ist ein prächtiger botanischer Garten mit wunderbaren Solitärpflanzen. Am beeindruckensten ist ein riesiger, uralter Ficus macrophylla fo. columnaris. Besonders auffällig sind seine unzähligen Luftwurzeln, von denen viele inzwischen den Umfang und die Höhe eines Buchenstammes haben. Durch diese Wuchsform vermittelt der Gigant weniger den Eindruck eines Solitärbaumes als eher eines kleinen Wäldchens.

Aber auch die großen Palmfarne, viele exotische Fruchtbäume und unzählige Bromelien sind herrlich anzuschauen. Dazu kommt, dass die ganze Anlage gut gepflegt und mit gärtnerischer Weitsicht angelegt wurde. Der Eintritt ist mit 3 € extrem günstig.

Auch heute ist es noch ziemlich bewölkt und an den Stränden flattert immer noch die rote Fahne, aber Puerto de la Cruz hat mehr zu bieten, als Gärten und Strände. Gerade jetzt in der Karnevalzeit!

 

Am Abend gehen wir in die Altstadt und reihen uns zwischen den vielen Schaulustigen ein, die auf den Eröffnungsumzug warten. An mehreren Stellen im Ort wurden größere und kleinere Freiluftbühnen aufgebaut, alle Restaurants und Eisdielen haben geöffnet, an kleinen Ständen werden Karnevalsartikel verkauft – kurzum es herrscht Volksfeststimmung. Da hier selbst in der Hochsaison noch deutlich mehr Einheimische als Touristen leben, ist der Karneval auch keine Touristenshow sondern ein Fest der Einheimischen.

Reina de Carneval, Puerto de la Cruz Carneval, Teneriffa Carneval

Nach kurzer Wartezeit kündigt der Sound der ersten Steel Drum Band den Zug an. Kostümierung und Musik erinnern an Karneval in Rio. Teneriffa ist ja schließlich - nach Rio – die größte Karnevalshochburg. Und Puerto del la Cruz ist nach der Inselhauptstadt Santa Cruz das größte Karnevalzentrum auf Teneriffa. Musik- und Fußgruppen wechseln sich ab und es wird zu Sambarhythmen getanzt. Als Höhepunkt folgen dann die prunkvoll geschmückten Festwagen der Kinderkarnevalskönigin, der Hofdamen und der Raina de Carnaval. Es handelt sich allesamt um ausnehmend hübsche junge Damen, die strahlend lächelnd, aber quasi bewegungsunfähig in ihren Riesenprunkkostümen auf den Festwagen stehen. Die Kostüme zeichnen sich nicht durch viel Stoff, aber dafür durch um so mehr Glitzer und Federn in rauen Mengen aus. Auf jeden Fall eine Augenweide!

 

Am nächsten Tag machen wir einen Spaziergang entlang des Playa Jardin. Der Gartenstrand wurde nach den Plänen des Künstlers Cesar Manrique angelegt und ist in Grünanlagen eingebettet. Mal schwarzer Sandstrand, mal Liegeterrassen und über Leitern zugängliche Badebecken zwischen Lavagestein. Eine schöne Anlage, aber auch heute weht die rote Fahne und der Strand ist teilweise sogar durch Absperrband gesichert, damit niemand von der Brandung verletzt wird. Wir gehen bis Punta Brava wo auch der Loro Park liegt. Dieser Park wird extrem stark beworben, aber seine Fläche ist überschaubar und dafür sind ziemlich viele Tierarten vorhanden. Zudem waren Delfine, Orcas und Seelöwen in Gefangenschaft und als Showakteure noch nie unser Ding und so haben wir auf den Besuch des Parkes verzichtet.

 

Am Abend gehen wir noch mal in die Stadt und erleben am Plaza de Europa eine Karnevalshow auf großer Bühne kombiniert mit einer Kostümprämierung. Eintritt wird nicht erhoben und das Publikum kommt und geht wie es im passt. Die präsentierten Kostüme decken eine große geschmackliche Bandbreite ab. Von prunkvoll aufwändig bis skurril ist alles dabei. Dazwischen bieten Showgruppen fetzige Tanzeinlagen und die Bühnentechnik mischt das Ganze mit einer ordentlichen Lightshow auf.