01.02. - 20.02.2019 Gran Canaria

Ficus socotrana, botanischer Garten Gran Canaria

Mit rd. 24 ha ist der Kanarische Garten Spaniens größter botanischer Park.

 

Er folgt dem Lauf des Barranco de Guiniguada und zieht sich terrassenförmig an einer Steilflanke bis zum oberen Eingang hoch. Diese Lage bietet viele Mikro Klimata, was dem Gedeihen und der Pflanzenvielfalt zu Gute kommt. 

Wir fahren zu dem unteren Eingang (GC 310). Parkplätze gibt es dort nur wenige, aber es ist auf jeden Fall der bequemste Eingang zum Park. Auch der obere Eingang (GC 110) bietet nicht viel Parkmöglichkeiten, aber wenn man ihn benutzt, muss man schon Treppen lieben. Nutzt man den unteren Eingang, kommt man auch ohne Treppen zu den wesentlichen Pflanzungen und kann selbst entscheiden, ob man auch noch den Hang zum Pfad der Drachenbäume hinaufsteigen möchte.

Der naturnah angelegte Garten beherbergt viele ausländische Pflanzen, aber das Hauptaugenmerk liegt auf Arten, die auf den Kanaren heimisch sind. Die Anlage und die Pflanzen sind gut gepflegt, die Wege tiptop und die Ausschilderung der Pflanzen und ihrer Herkunft ist sehr gut. Der Garten wurde 1952 angelegt und so findet man viele große, eindrucksvolle Pflanzensenioren die hier erfreulicherweise auch den Platz haben in ihren Altershabitus hineinzuwachsen.

 

Wir „baden“ richtig in dem üppigen Grün. Wie lange ist es her, dass wir über Rasen gegangen sind? Einen Teich mit Seerosen und Fröschen gesehen haben und durch einen Wald gegangen sind? Das wird uns erst so richtig bewusst, als wir durch diesen herrlich üppigen Garten schlendern.

Baum mit Drachenhaut  - also Flora
Baum mit Drachenhaut - also Flora

Auch in Sachen Fauna hat der Kanarische Garten ein Highlight zu bieten.

 

Damit meine ich nicht die vielen Frösche und auch nicht die Wasserschildkröten, die sich in lustigen Posen auf ihren Felseninseln sonnen, sondern die Rieseneidechsen, die wirklich das Potential haben kleine Drachen zu werden.

Kleiner Drache - also Fauna
Kleiner Drache - also Fauna

Rieseneidechse Gallotia stehlini

Diese große und recht scheue Echsenart (Gallotia stehlini) kommt nur auf Gran Canaria vor. Sie kann über 80 cm groß werden und an der Steinbrücke über das Barranco können wir zwei wirklich sehr große Exemplare bewundern. Leider hockt vor allem die Größte ziemlich versteckt in einer Steinspalte und hat auch gar keine Lust herauszukommen. Auf dem Rückweg haben wir dann ganz besonders viel Glück und entdecken am Rand des Barrancos noch weitere Minidrachen beim nachmittäglichen Sonnenbad.

Den Besuch dieses Gartens können wir jedem Pflanzenliebhaber nur ans Herz legen - und ach ja – kostenlos ist er auch noch!

 

Am Abend beschließen wir etwas für unsere Bildung zu tun und suchen uns einen Übernachtungsplatz im Universitätsviertel. Mal sehen, ob´s was bringt.

Hm – hat was gebracht. Wir wissen jetzt, dass ein Wachdienst abends die Universitätsparkplätze mit einer Kette absperrt und diese am nächsten Morgen wieder entfernt. Wir haben am Straßenrand geparkt, dagegen hatte niemand was.

 

Über Nacht ist das Wetter umgeschlagen – dichte Wolken und von Zeit zu Zeit kurze Regenschauer.

 

Wir wollen nach Teror. Und wir haben keine Lust auf Autobahn. Eine Kombination, die uns heute noch ein paar Mal zum Schwitzen bringen wird.

 

Der einfache Weg ginge über die GC 112, dann Autobahn und GC 21 bis zum Bergstädchen und Bischofsitz Teror. Aber wir wollen ja was von der Gegend sehen und bislang hat es auch gut geklappt. Also nehmen wir den Weg „querfeldein“ über die GC 320 / 324, GC 212 / 211 und teilweise gar nicht mit Nummern versehene Straßen. MAPS ME ist guten Mutes aber ein paar Mal wünschen wir uns doch wir hätten die Autobahn genommen. Schmal ist für diese Straßen gar kein Ausdruck. Dann möchte MAPS ME Nebenstraßen fahren, auf die wir selbst mit rangieren nicht abbiegen könnten. Alternativstrecken gibt es hier in den Bergen nicht und kurz vor dem Ziel sorgt eine durch einen Erdrutsch gesperrte Straße noch mal für einen Adrenalinkick. In Teror tanken wir erstmal, denn in unserem Tank waren auch nur noch 10 Liter. Der Blick auf die Tankanzeige hat meine Nerven bei der Fahrt auch nicht gerade beruhigt. Tja und dann geht der Terror in Teror erst richtig los – Parkplatzsuche! Wir kurven durch den Ort – hier gesperrt, dort zu eng und steil und überhaupt – alles voll. Dabei ist der Markt doch erst am Sonntag – also morgen!

 

Wir sind inzwischen richtig genervt und denken „nur raus hier“, als ich einen „Naturparkplatz“ am Busbahnhof sehe. Ziemlich voll, aber wir schaffen es ein Plätzchen zu finden. Die Schräglage die der Sprinter jetzt hat ist nicht der Hit, aber das ist uns momentan echt egal. Ein Spaziergang durch den hübschen Ortskern baut Adrenalin ab und gegen Abend parken wir in eine relativ ebene Ecke um.

Markplatz in Teror
Markplatz in Teror

Am Sonntagmorgen ist das Wetter unverändert regnerisch. Trotzdem dauert es nicht lange und der ganze Platz ist rappelvoll geparkt. Der Markt wird hauptsächlich von Einheimischen besucht und bietet auch viele ortstypische Lebensmittel. Der Ziegenkäse schmeckt uns gut, doch die Plätzchen sind mal wieder viiiel zu süß!

Am Nachmittag leert es sich und wir wollen über die GC 21 Richtung Tamadaba Naturpark fahren. Und schon geht es wieder los. Die erste Straße, die uns in die richtige Richtung bringen würde ist über 3,5 t gesperrt, die Zweite so schmal und spitzwinklig – nein danke, usw.. Wir drehen zweimal die Runde, dann reicht es uns und wir fahren Richtung Autobahn. Tamadaba muss halt warten.

Iglesia San Juan Bautista  in Arucas

Bei Arucas haben wir wieder einen Berg mit Schneckenhausstraße entdeckt. Das verspricht eine gute Aussicht. Als wir in den Ort fahren verschlägt es mir die Sprache, stehen wir doch direkt vor einer riesigen, schwarzen Kathedrale. Glücklicherweise ist daneben ein wirklich großer Parkplatz und wir können uns zu Fuß an die Erkundung der Altstadt machen.

 

Die Iglesia San Juan Bautista wurde zu Beginn des 20. Jh. erbaut und ist von Gaudís berühmter „Sagrada Familia“ in Barcelona inspiriert. Das ist nicht zu übersehen. Dieses übermächtige, aus fast schwarzem Stein gebaute Riesenbauwerk inmitten der kleinen weißen Altstadthäuser sieht wirklich ungewöhnlich aus. Laut Navi geht der Weg zum Montana de Arucas direkt um die Katgedrale herum. Nach unseren Erfahrungen in Teror sind wir vorsichtig und machen einen Spaziergang entlang der Route. Aber diesmal hat das Navi Recht und da viele Straßen Einbahnstraßen sind, ist ihre Enge auch kein Problem. 

 

Also wieder zum Sprinter und los. Schon ein komisches Gefühl so direkt auf die Kathedrale zuzufahren und erst direkt am Beginn der Treppen abzubiegen. Muss man auch mal erlebt haben.

Auf dem Aussichtspunkt erwartet uns ein geräumiger Parkplatz. Das im Reiseführer gelobte Restaurant ist geschlossen und wird, wie es aussieht, so schnell wohl nicht mehr öffnen. Dieser Aussichtspunkt wird abends nicht gesperrt, aber dafür ist er ein beliebter Treffpunkt der motorisierten Jugend, die uns einige Zeit mit spanischer RapMusik unterhält.

 

Auf dem Mirador hat uns ein Schild auf den Jardin de la Marquesa aufmerksam gemacht. Eine Straßenführung a la Teror macht aus den eigentlich zu fahrenden 500 Metern 5 Kilometer, da die entscheidende Straße leider nur 2 Meter breit ist – also einmal um den ganzen Berg herum.

Jardin de la Marquesa, Garten der Hesperiden Gran Canaria

Der Jardin de la Marquesa, auch „Garten der Hesperiden“ genannt, gehört zum Landhaus der Adelsfamilie Massieu und liegt an der Straße nach Bañaderos. Hinter einem großen Tor erwartet uns ein geräumiger Parkplatz. Das Anwesen ist nicht mehr bewohnt und der Garten für Besucher geöffnet (6€/P). Es wird Obst angebaut und wir können die Entwicklung einer Banane von der imposanten Blüte bis zur fast reifen Frucht anschauen. Auch Mangos, Papayas und Guaven wachsen hier. Besonders die großen Drachenbäume und eine Sammlung herrlich blühender Hibiskussträucher finden unsere Bewunderung. Leider ist aber auch festzustellen, dass der Garten schon deutlich bessere Zeiten gesehen hat. Das wenige Personal kommt mit der Pflege einfach nicht nach und da wir im Kanarischen Garten gerade erst erlebt haben, wie schön so ein tropischer Garten doch seien kann, hält sich unsere Begeisterung in Grenzen.

Unsere nächste Station ist der Küstenort El Puertillo. Die Brandung ist stark und an Baden nicht zu denken. Der Ort ist eng und unattraktiv. Nur in die lange Strandpromenade wurde viel Geld gesteckt. Edelstahlgeländer, plattierte Flächen und extrem viele Strandduschen – das sticht ins Auge. Leider wird, wie so oft nach der Erstanlage, nichts mehr gerichtet und so ist der Verfall schon zu erkennen.

Da es uns in El Puertillo nicht gefällt fahren wir weiter nach Galdar. Mit viel Glück finden wir einen brauchbaren Parkplatz an der Calle Real de San Sebastian, bevor wir uns zu tief in das Altstadtlabyrinth begeben müssen. Die Fußgängerzone ist nett, aber unsere Ziele Rathaus und Archäologisches Museum sind heute leider geschlossen, denn es ist Montag. Nun ja – morgen ist ja auch noch ein Tag.

Die GC 202 bringt uns durch Bananenplantagen an die rd. 3 km von Galdar entfernt liegende Playa de Bocabarranco. Es war den ganzen Tag schon sehr diesig, aber inzwischen kommt die Sonne kaum noch durch den sepiafarben wirkenden Himmel. Wir erleben unsere erste Calima Wetterlage. Calima ist ein von Südost wehender Wind, der Luftmassen von der Sahara herüberbringt und feine Sandpartikel mit sich führt. Das Ganze hat etwas von Weltuntergangsstimmung.

Der Strand ist ganz hübsch hat aber starke Brandung. Es schließt sich ein großes Naturschwimmbecken an. Dieses hat auch schon bessere Zeiten erlebt. Es ist ziemlich flach und mit vielen Seeigeln bevölkert. Auch sind die betonierten Liegeflächen und Wege veralgt und total rutschig. Außerdem ist auf der kleinen Straße entlang des Meeres viel Verkehr von Baufahrzeugen und Bananenlastern. Die Umgebung passt also zur Wetterlage.

Drachenbaum, Drago, Galdar,

Am nächsten Morgen ist es nicht mehr ganz so diesig. Gegen Mittag machen wir uns auf nach Galdar und statten dem Rathaus einen Besuch ab. In seinem Innenhof befindet sich nämlich der älteste Drachenbaum (Drago) der Insel. Das riesige Prachtexemplar wurde im Jahr 1718 gepflanzt und sprengt fast den gar nicht so kleinen Patio.

 

Nur wenige Meter entfernt befindet sich das Archäologische Museum (Museo y Parque Arqueológico Cueva Pintada, www.cuevapintada.com).

Es liegt mitten in der Altstadt und der große, mit Planen überspannte Bereich ist schon von weitem im Stadtbild zu erkennen. Hier wurde 1873 die Cueva Pintada, eine große, mit geometrischen Motiven bemalte Höhle und um diese Höhle herum eine Siedlung aus altkanarischen Zeiten entdeckt.

Nachdem diese historischen Überreste lange Zeit vernachlässigt wurden und unter Abwässern der Bananenplantagen sowie „Hobbyarchäologen“ zu leiden hatten, wurde der Bereich jetzt aufwendig restauriert. Der Zugang ist nur durch das Museum möglich (6 €/P) und da die Höhle nur zu gewissen Zeiten und nur durch das Personal des Museum geöffnet wird, entscheiden wir uns an einer Führung teilzunehmen. Das kostet keinen Aufpreis und um 14.30 Uhr findet die Führung sogar in deutsch statt.

Unsere Führerin zeigt uns die in der Ausgrabung gefundenen Werkzeuge, Keramiken etc. und dann folgen zwei recht informative 3-D-Filme, die sich mit der Zeit der Conquista befassen. Danach geht es über Stege und Treppen entlang der Ausgrabungen zu der Höhle. Diese darf trotz kompletter Verglasung nur von jeweils 17 Personen betreten werden und das auch nur wenige Minuten. So ganz nachvollziehen können wir das nicht. Danach können wir uns noch ein paar originalgetreu nachgebaute Häuser ansehen.

Nicht weit von uns entfernt liegt die Höhlenanlage Cenobio de Valerón. Da diese Höhlen an einem steilen Berghang liegen ist nur ein recht kleiner Parkplatz vorhanden. Wir wenden also mal wieder unsere bewährte „die Letzten werden die Ersten sein“ Technik an. Das bedeutet spät kommen, wenn die Parkplätze frei sind und bis zum nächsten Tag bleiben. Wir haben ja Zeit und diese Vorgehensweise beschert uns immer wieder atemberaubende Übernachtungsplätze. So auch diesmal. Auf der Rechten ragt die Bergseite mit den Höhlen hoch über uns auf und auf der anderen Seite geht es steil etliche 100 Meter in die Tiefe. Schon ein seltsames Gefühl, wenn man aus dem „Wohnzimmerfenster“ schaut und direkt und ohne Übergang in die gähnende Tiefe blickt.

Cenobio de Valerón
Cenobio de Valerón

Als die Cenobio de Valerón am nächsten Morgen um 10 Uhr öffnet sind wir die ersten Besucher. Viele, sehr solide angelegte, Treppen führen in die Höhe. Der Ausblick über das unter uns liegende Tal ist imposant und die in einer natürlichen Felsenhöhle liegenden fast 200 künstlich angelegten Höhlen und Speicherlöcher sind wirklich spektakulär. Laut Informationstafeln wurden diese Höhlen von den Altkanariern vor über 500 Jahren mit Steinhacken in den porösen Tuffstein gehauen. Man geht davon aus, das es sich um eine Art Speicherburg handelte, in der die einzelnen Sippen ihre Korn- und andere Vorräte aufbewahrten. Vom Zweck also vergleichbar den Agadiren in Marokko. Bei einigen Höhlen ist auch eine Struktur erkennbar. Andere liegen wie zufällig neben und übereinander. Ich würde zu gerne mal durch das Schlüsselloch der Jahrhunderte schauen, um zu sehen wie die Höhlen damals wirklich genutzt wurden.

Über Moya (GC 75) fahren wir ins Landesinnere. Die Straße ist gut fahrbar und landschaftlich wunderschön. Große Eukalyptus, Zedern und Pinien sowie viele mediterrane Ziersträucher, Blumen und Nutzpflanzen bilden einen üppigen, grünen Dschungel. Ja – auch das ist Gran Canaria. Man kann es kaum glauben, wenn man aus dem kargen, wüstenartigen Inselsüden kommt.

 

Ein absoluter Höhepunkt an dieser Strecke ist die Caldera del Galdar. Der erste Aussichtspunkt liegt auf einem Berggrat. Auf der einen Seite können wir bis zur weit unter uns liegenden Küste blicken. Auf der anderen Seite öffnet sich das große Rund der Caldera.

Caldera del Galdar

Eine Serpentine weiter und rd. 150 Meter höher erreichen wir den Mirador de Pinos del Galdar. Er liegt am obersten Rand der Caldera und der sich hier bietende Ausblick ist noch beeindruckender. Wir blicken von oben in die Caldera und über ihren Rand hinaus bis zur Küste – gigantisch!

Caldera del Cadar, Mirador de Pinos del Galdar

Bei Artenara wechseln wir auf die GC 210 (später 216) und fahren in die Pinienwälder des Parque Natural de Tamadaba. Wir befinden uns hier in einem Bereich, in dem recht häufig der Passatwind die Wolken durch die Gipfel der Pinien treibt. Die dabei aus der Luft gefilterte Feuchtigkeit erhält die Flechten am Leben, die in teilweise bis zu einem dreiviertel Meter langen Strängen vorhangartig in den Ästen der älteren Pinien hängen. Bei wolkigem Wetter muss dieser Nebelwald etwas gespenstisch anmuten, doch heute haben wir strahlenden Sonnenschein und ich freue mich über diesen außergewöhnlichen Anblick.

Flechten, Tamadaba, Pinien mit Bartflechten

Wir erkunden die von vielen Wanderpfaden durchzogene Umgebung und entdecken etliche Lorbeerbüsche, die im Schutz der Pinien aufgeforstet wurden. Außerdem fallen die vielen Zistrosen auf, die derzeit aber leider nicht blühen. Der ganze Wald duftet frisch und würzig und obwohl wir uns hier auf rd. 1300 Metern befinden ist es angenehm warm.

In der Nähe gibt es einen Platz mit Sitzgelegenheiten, fest ummauerten Grillstellen und Wasseranschluss. Leider ist er nicht mit dem Auto zu erreichen und die Wasserkanister den holperigen Weg heraufschleppen ist uns zu mühsam. Da wird sich noch etwas besseres finden um unsere Brauchwasserkanister wieder aufzufüllen.

Wir gehen zum Mirador del Reventón und lernen, dass nicht alles was Mirador heißt auch eine gute Aussicht bietet. Vielleicht war das mal anders, als die Pinien noch klein waren. Immerhin sprudelt hier ein kleiner Bach den Berg herunter. Das erste Mal, dass wir so etwas auf Gran Canaria sehen.

Unser nächstes Ziel ist der Roque Bentayga. Auf dem Weg dorthin kommen wir durch Tejeda. Jenes Örtchen, an dem wir bei unserer ersten Tour keinen Parkplatz finden konnten. Heute ist ein normaler Wochentag und gibt reichlich freie Parkflächen. Wir gehen hinab zum zentralen Dorfplatz von dem man eine gute Aussicht über den Rest des Ortes hat, der langgezogen auf einem Berggrat liegt. Tejeda soll eines der schönsten Dörfer Gran Canarias sein und das glauben wir gerne. Die Häuser sind liebevoll restauriert und die Gärten gepflegt. Ein netter Zwischenstopp.

Von Tejeda schlängelt sich die Straße in vielen Kurven und später auch schmalen Serpentinen bis zum Informationszentrum am Roque Bentayga (1.412 m). Dieser ist neben dem in Sichtverbindung liegenden Roque Nublo (1.813) einer der markantesten Steinmonolithen der Insel. Die Straße endet an einem Parkplatz mit Aussichtsplattform. Und die Aussicht lohnt mehr als nur einen Blick. Wir können über die zerklüfteten Barrancos bis nach La Aldea sehen. Am Horizont erhebt sich mit über 3.700 Metern der Teide wolkenumkränzt aus dem Meer.

Roque Bentayga mit Almogaren

Ein Pfad führt empor zum Monolithen. Die Hälfte der Strecke hat Spazierwegcharakter. Dann geht der Weg in einen Naturpfad über. Der Reiseführer wusste zu berichten, dass „die letzten drei Meter etwas Schwindelgefühle hervorrufen können“. Als der Naturpfad immer steiler und steiniger auf eine Natursteinmauer zuführt, bin ich mir sicher, dass die beschriebene Stelle erreicht ist. Doch das ist ein Irrtum. Kaum habe ich die Stelle in der Mauer erreicht, geht es in ähnlicher Manier weiter, doch auch das sind nicht die letzten 3 Meter. Bei diesen handelt es sich um eine Steintreppe die zur Hangseite mit einem Seil gesichert ist und zur anderen Seite eine, im wahrsten Sinn des Wortes, atemberaubende Aussicht bietet. Ich konzentriere mich auf die Stufen, schaue nicht nach unten und halte mich an dem Seil fest. Das geht – nicht gerade meine Lieblingsstelle – aber es geht. Ach ja – Thomas macht den ganzen Aufstieg in Flip Flops und spaziert die Treppe hoch wie bei uns im Wohnzimmer – bei seinen Vorfahren müssen irgendwelche Bergvölker dabei gewesen sein. Bei meinen leider nicht. Vielleicht sollte ich mehr Ziegenkäse essen – möglicherweise hilft das ja.

 

Direkt vor dem Monolithen ist ein Almogaren der Ureinwohner zu erkennen, ein Platz für Opfer- und andere Zeremonien. Dieser Platz ist durch die Umrandung des Almogaren bzw. eine Absperrung auf der anderen Seite gut gesichert und so kann ich hier auch wieder unbeschwert den Ausblick genießen.

 

Zurück am Parkplatz führt der Weg an dem Besucherzentrum, das direkt unterhalb der Aussichtsplattform errichtet wurde, vorbei. Fast hätten wir - von der grandiosen Natur um uns herum abgelenkt, gar nicht hineingeschaut – was ein Fehler gewesen wäre! Der Eintritt ist frei und das Minimuseum eine sehr positive Überraschung. Es läuft ein interessantes Video über die archäologische Geschichte dieser Gegend und das Leben der Ureinwohner. Auch die anderen Infotafeln und Ausstellungsstücke sind sehr gut präsentiert, so z.B. die Eisenwaffen der spanischen Eroberer auf einer Wandseite und die Holzspeere und Steinäxte der Altkanarier auf der gegenüberliegenden Seite – ein ungleicher Kampf. Wenn man weiß, dass hier am Bentayga damals eine der entscheidendsten Schlachten stattfand, dann sieht man die Landschaft noch einmal mit anderen Augen.

Gran Canaria, Canyonland

Leider können wir an diesem schönen Ort nicht über Nacht bleiben, da um 17.00 Uhr die Straße auf den Berg gesperrt wird. Einige Zeit später fahren wir über Ayacata zum Parkplatz La Goleta am Roque Nublo. Es ist ebenfalls wieder eine unendlich kurvige, aber halt auch landschaftlich tolle Straße. Der Roque Nublo ist das touristisch weitaus intensiver besuchte Ausflugsziel und entsprechend voll ist hier immer der Parkplatz. Unsere „komm spät“ Taktik funktioniert aber auch hier blendend und wir nutzen die Zeit vor dem Sonnenuntergang noch zu einer Wanderung zum zweiten Monolithen diesen Tages.

 

Die Nacht ist klar und außer ein paar glühwürmchenartigen Lichtern tief im Tal unter uns gibt es keine störenden Lichtquellen, so dass der mit Sternen übersäte Himmel gut zur Geltung kommt.

Sonnenuntergang Gran Canaria

Am Morgen, wir sind gerade wach geworden, baut neben uns ein Händler seinen Stand mit Obst, Gebäck, Eis etc. auf. Um die gute Nachbarschaft zu fördern und unser Frühstück zu bereichern, kaufen wir bei ihm zwei frisch gepresste Orangensäfte. Nachdem die Sonne etwas höher steht und besser wärmt, machen wir uns zu einer Rundwanderung um den Roque Nublo auf. Dieser Weg führt durch lichten, sonnendurchfluteten Kiefernwald und bietet jede Menge schöne Ausblicke in die Ferne und hinauf zum Roque Nublo. Nach einem Anstieg endet der Weg an der Degollada Roque Nublo auf 1709 Metern Höhe. Von dort folgen wir dem Weg auf das Gipfelplateau, das wir gestern schon erkundet hatten. Heute lassen wir uns mehr Zeit und gehen rechts am „Frosch“ einem kleinen Felsen vor dem Nublo vorbei. Nach einer kleinen Kletterpartie über die am Fuß des Nublo herumliegen Felsen stehen wir auf der kleinen Plattform direkt am Monolithen. Schöne Aussicht – ja – aber auch sehr steil nach unten. Ich halte mal wieder lieber etwas Abstand und fotografiere Thomas, der den Ausblick von der Felskante genießt.

Über San Bartolomé folgen wir der GC 60 bis nach Maspalomas. Die GC 60 ist eine der „Hauptverkehrsstraßen“ die den Süden der Insel mit der Inselmitte verbindet. Sie ist landschaftlich attraktiv und sehr kurvig aber gut ausgebaut und wird von allen Überlandbussen genutzt. Also kein Problem auch für größere Fahrzeuge.

Rundwanderweg um den Roque Nublo mit Blick auf das "Canyonland" und zwischen Meer und Wolken - Teneriffa
Rundwanderweg um den Roque Nublo mit Blick auf das "Canyonland" und zwischen Meer und Wolken - Teneriffa

So schön die Aktivitäten der letzten Zeit auch waren, momentan steht uns einfach nur der Sinn nach Ruhe und Entspannung. Deshalb schlagen wir vom 09.02. bis 20.02.19 in Maspalomas Wurzeln. Wenn der Wind es zulässt, legen wir Badetage ein. Ansonsten vertreiben wir uns die Zeit mit Strandspaziergängen und lesen. Einfach nur abhängen und nicht jeden Tag etwas Neues planen hat auch seinen Reiz. Man könnte es auch einen leichten Anflug von Reisemüdigkeit nennen. 

Am 21.02 raffen wir uns auf und fahren nach Las Palmas um uns um die Verschiffung nach Teneriffa zu kümmern.

 

Am Schalter von Armas erfahren wir, dass in einer Viertelstunde die Fähre ablegt und noch Plätze frei sind. Für 103,20 Euro sind wir dabei. Wieder mal ist der Preis für den Sprinter (23,60) deutlich günstiger als die Kosten für uns als Passagiere (39,80/Person).

 

Da wir „Armas“ gebucht haben, sind wir etwas irritiert, als wir zu einem Schiff der „Transmediterranea“ gewunken werden. Wie auch immer – wir haben den Motor noch nicht abgestellt, da macht sich die Fähre schon ablegebereit. So schnell haben wir noch nie verschifft.