20.04. - 30.04. Spanien

Nach unser Ankunft in Huelva geht es zügig durch den Zoll. Die Kontrolle beschränkt sich auf die Frage nach Kaffee, Alkohol und Zigaretten – das war´s auch schon und wir fahren auf dem schnellsten Weg nach Mazagón an den Strand. Ein Spaziergang an der frischen Luft und Schlaf nachholen. Mehr wollen wir gar nicht.

Mann mit Esel, Bild Hauswand Spanien
Bild auf einer Hauswand in Mazagón

Am nächsten Tag fahren wir entlang der Küste durch den Donana Nationalpark. Im Juni 2017 hatte ein Waldbrand über 10.000 Hektar Waldfläche zerstört. Auch jetzt, fast 2 Jahre später sehen wir verkohlte Stämme und nur wenige krautige Pflanzen, die sich aus der Asche erheben. Ein wirklich fragiles Naturgefüge, dass immer noch durch illegale Erdbeerplantagen und ebenso illegale Brunnen geschädigt wird.

An der Laguna del Acebuche befindet sich das gleichnahmige Besucherzentrum, das sich hauptsächlich der Nachzucht und Auswilderung des iberischen Luchses widmet. Und das wohl recht erfolgreich, wie man an den live aus den Gehegen übertragenen Bildern sehen kann auf denen sich die Luchsmütter zärtlich um ihren Nachwuchs kümmern.

Entlang der Lagune befinden sich mehrere Beobachtungshütten, aus denen man die Tierwelt beobachten kann ohne zu stören. Dort lernen wir Ernst kennen, einen begeisterten Hobbyornithologen und Naturfreund. Wir dürfen durch sein Spectiv schauen und bekommen fachmännische Erklärungen zu etlichen der entdeckten Vögel.Wenn man sich etwas Zeit nimmt, ist hier auch wirklich viel zu sehen. Störche, Löffel-, Seiden- und Graureiher und viele Kleinvögel, deren Namen ich leider nicht alle behalten haben. Einige Wasserschildkröten sonnen sich auf schwimmenden Holzstücken und als besonderen Höhepunkt entdecken wir ein Otterpärchen, dass sich aber dem Versuch es fotografisch zu dokumentieren erfolgreich entzieht.

Bei Kaffee und Kuchen im Sprinter erzählt Ernst von einem verwunschenen Schlosspark kurz vor El Rocio, wo er einige Tage verbracht hat. Dort waren wir noch nicht und Ernst hätte Spass daran uns diesen Ort näher zu bringen. Der Park liegt rd. 5 km hinter dem Centro de Visitantes La Rocina. Dort ist ein großer Parkplatz auf dem wir uns wiedertreffen. Der Sendero Charco del Acebron führt durch Korkeichenwald mit mannhohen Adlerfarnen.

El Acebron, Park, Steg

Dann geht es über Holzstege durch eine Sumpflandschaft bis hin zu einem kleinen See, an dem Ernst einen Nachtreiher entdeckt. Ziemlich weit weg und gut getarnt, aber nach einigem Suchen sehen wir ihn auch. Wirklich genial so ein Spaziergang mit „eigenem“ Naturkundeführer. Ernst kennt jeden Vogelruf und jetzt wissen wir auch, dass es hier ganz viele Nachtigallen gibt – auch wenn wir nur eine einzige gesehen haben. Der Rundweg führt zum Palacio El Acebrón der irgendwie verwunschen wirkt. Entlang der langen Fassade nisten Mehlschwalben dicht an dicht – Reihenhaussiedlung gewissermaßen. Der Palacio beherbergt nun ein Museum und widmet sich ganz der Verbreitung des ethnographischen Erbes des Doñana-Nationalparks. Der Eintritt ist frei und die Besichtigung interessant. Teilweise sind die Räume im Originalzustand erhalten, teilweise werden sie für Ausstellungen genutzt. Von der Dachterasse haben wir einen schönen Blick über die Baumwipfel des Nationalparks und können sehen, was mit Leuten passiert, die hier zu lange stehen bleiben.

Gegen Abend fahren wir nach El Rocio und machen noch einen Rundgang durch die spanische „Westernstadt“. Es ist Semana Santa und deshalb sind viele Reiter untewegs. Einige traben mit Freunden in kleinen Gruppen durch die Stadt, andere haben sich bereits vor einer der Bars eingefunden und trinken im Sattel ihr Bier so wie wir auf einem Barhocker.

Wohnmobil, Reiter

Am fühen Morgen mache ich mit Ernst eine ornitologische Wanderung entlang des Weges, der Stadt und Lagune trennt und viele Aussichtspunkte bietet. Mir gelingt – eher durch Zufall – ein schönes Bild eines auffliegenden Löffelreihers. Vögel zu fotografieren ist echt ganz schön schwer! Anschließend besuchen wir noch die Vogelbeobachtungsstation, in der gerade so wunderbare Vogelfotos ausgestellt werden, dass ich wieder ziemlich kleinlaut werde. Ein Bild von einem schillernd bunten Bienenfresser hat es mir angetan. Auf meinen Seufzer mit dem Kommentar „so einen würde ich zu gerne auch mal sehen“ sagt Ernst ganz lapidar “kein Problem, die sitzen doch immer auf der Stromleitung an der Hauptstraße“. Wahnsinn – und er hat Recht. Genau dort entdecke ich sie später dann auch. Danke Ernst!

 

Als wir uns auf den Rückweg machen, ist der Platz vor der Kirche brechend voll und der Parkplatz auch. Semana Santa halt! Nur der Sprinter fehlt und wir machen uns auf die Suche. Ein Stück weiter an der Hauptstraße finden wir Thomas wieder. Aufgrund des Feiertages war der Andrang so groß, dass die Ordner in vom Parkplatz gescheucht haben. Wir beschließen dem Trubel zu entfliehen und tauchen ein weiteres Mal in die Ruhe des Parkes beim Palacio El Acebrón ein.

El Rocio - Flamingos in der Lagune
El Rocio - Flamingos in der Lagune

Die Lagune in El Rocio liegt direkt neben dem Kirchplatz. Auf der einen Seite also Natur pur und die Möglichkeit zu ornithologischen Beobachtungen. Auf der anderen Seite direkt eine Stadt wie aus einem Western mit interessanten Gebäuden, netten Restaurants und Cafes. Normalerweise ist El Rocio ein ziemlich verschlafenes kleines Dorf. Die meisten der imposanten Gebäude gehören einer der über 100 Bruderschaften (Hermandad), die hier nur während der Romeria (Wallfahrt) bewohnt werden. Die Wallfahrt zu beobachten ist bestimmt interessant, aber dann bekommt man hier keinen Fuß mehr auf den Boden, da sie zu den größten religiösen Festen Spaniens zählt!

 

Wir besuchen El Rocio lieber im Dornröschenschlaf und erfreuen uns an der Natur und den vielen Vögel, die in der Lagune Station machen.

El Rocio - die Lagune zieht viele Vögel an und bietet gute Beobachtungsmöglichkeiten
El Rocio - die Lagune zieht viele Vögel an und bietet gute Beobachtungsmöglichkeiten

Nach zwei schönen Tagen verabschieden wir uns von Ernst und fahren nach Antequera zum Lobopark um Daniel und sein Rudel – Menschen wie Wölfe – zu besuchen. Inzwischen ist es wie ein „nach Hause kommen“ für uns und am Abend singen uns die Wölfe in den Schlaf – wundervoll!

 

In dieser Woche hat Daniel eine Gruppe Biologiestudenten und ihren Professor zu Gast. Die Studenten observieren die Wölfe, dokumentieren und fotografieren um anschließend das beobachtete Verhalten mit Daniel zu besprechen. Wir freuen uns, dass wir uns der Gruppe anschließen dürfen und so viel Zeit für interessante Beobachtungen haben.

Heulende iberische Wölfe, Lobopark Antequera,

Hier singen die "Iberer" aus voller Kehle.

 

Dieses Foto wurde mir freundlicherweise vom Lobopark überlassen.

Ich habe zwar auch ein paar "Heulbilder" geschossen, aber leider war meist ein Zaun mit drauf oder die Entfernung einfach zu groß.

Denn obwohl die Wölfe Besucher gewöhnt sind, reagieren sie sehr zurückhaltend, wenn Fremde sich dem Gehege an unüblichen Orten und zu unüblichen Zeiten nähern. Deshalb habe ich meine Fotos aus sehr großer Entfernung gemacht.

 

Ein Foto wie das obige "Gruppen-heulbild" kann nur jemand machen, den die Tiere sehr gut kennen.

 

Wenn ihr mehr über den Lobopark erfahren möchtet, dann schaut mal hier www.lobopark.com

junger iberische Wolf, Lobopark Antequera

Als das Wetter aufklart und der Gipfel des Torcal sichtbar wird, machen wir uns früh am Morgen auf den Weg nach oben um dort noch einen Parkplatz zu ergattern. Mit rd. 1200 m Höhe bietet der Torcal einen Panoramablick auf Villanueva de la Concepción und bei gutem Wetter sogar bis Málaga. Wir wandern durch die faszinierenden Felsformationen in denen es immer wieder etwas Neues zu beobachten gibt. Bei unserem letzten Besuch war es die große Steinbockherde, die mich begeistert hat. Sie sehen wir diesmal leider nur aus großer Entfernung, aber die Flora verwöhnt uns mit wilden Iris und zwei kleinen, seltenen Wildorchideen.

 

Am 27. 04. verabschieden wir uns von Daniel und unseren Freunden vom Lobopark und fahren Richtung Granada. Diesmal haben wir uns vorgenommen die Rückreise etwas langsamer anzutreten und ein paar der interessanten Gegenden durch die wir kommen etwas genau zu erkunden.

El Torcal, Felsen

Unser erstes Ziel ist die Sierra Nevada. Über die A 395 fahren wir Richtung Pradollano. Ein typisches Skifahrerparadies mit jede Menge Skiliften, Loipen, Bettenburgen und Lokalen. Trotz großem Parkplatz für Wohnmobile ist für uns schon nach dem ersten Blick auf den Ort klar – das ist nichts für uns. Also weiter hoch bis zum Ende der Straße. Dort finden wir auf dem noch ganz gut verschneiten Parkplatz mit Blick auf den Gipfel des Veleta ein freies Plätzchen und starten zu einer Schneewanderung. Früher konnte man der nun gesperrten Straße folgen, am Veleta die Sierra Nevada überqueren und stieß auf der anderen Seite in der Nähe des Pico de Mulhacén auf die GR 411a. Inzwischen ist diese Straße leider für private Fahrzeuge aller Art gesperrt, aber im Sommer verkehren Busse auf dieser Strecke.

Sierra Nevade, Gebirge, Schnee

Bis zum Monument der Virgen de las Nieves sind nur kleine Schneefelder zu überqueren. Weiter den Hang hoch ist dann fast alles weiß. In einem Seitental entdecken wir eine Herde Steinböcke. Mit dem Kamerazoom lassen sie sich gut beobachten und ich bekomme die Fotochance, die es auf dem Torcal diesmal nicht gab.

 

Am nächsten Tag machen wir eine längere Wanderung in Richtung des Veleta. Der Straße können wir nicht folgen, da in den Kurven der Schnee noch sehr hoch liegt. Deshalb gehen wir einfach querfeldein. An einigen Flecken grünt es schon und es gaukeln sogar ein paar Schmetterlinge von Miniblüte zu Miniblüte. Je höher wir kommen, desto umfangreicher werden die Schneefelder, bis schließlich alles um uns herum weiß ist und uns nur noch einige Skifahrer begegnen. Seltsam! Je weiter wir kommen, desto entfernter wirkt der Gipfel des Veleta. Man unterschätzt die Entfernungen doch sehr. Auf dem Rückweg begegnen wir wieder den Steinböcken und ich füge den gefühlt über 200 Fotos noch ein paar weitere hinzu.


Der 1999 eingerichtete Nationalpark Sierra Nevada, auf spanisch Parque Nacional de Sierra Nevada, umfasst eine Fläche von ca. 86.000 Hektar. Er gilt als typisch für die mittleren und hohen Lagen eines Gebirges im Mittelmeerraum. Der Park ist auch bekannt für die großen Bestände des Iberiensteinbocks. Der in der Fachsprache Capra pyrenaica genannte Steinbock kann rd. 80 kg schwer werden und beide Geschlechter haben Hörner. Allerdings sind die Hörner der Böcke deutlich größer und imposanter.

Ich beobachte die Tiere, durch ein kleines Tal von ihnen getrennt, mit dem Teleobjektiv auf dem benachbarten Berggrat. Dort sind sie ganz relaxt und beachten mich überhaupt nicht. Nach einiger Zeit stelle ich fest, dass ich nicht nur beobachte, sondern auch beobachtet werde. Meist sind es relativ junge Tiere, die als Wächter fungieren und meist bequem auf einem Felsvorsprung liegend die Gegend beobachten.

iberischer Steinbock, Sierra Nevada
Iberische Steinböcke
iberischer Steinbock, Sierra Nevada
Iberischer Steinbock

Über schmale Bergstraßen fahren wir zurück auf die A 44 umrunden den Embalse de Rules und folgen der A 348 die am Fuß der Sierra Nevada den Rio Guadalfeo begleitet. Die Landschaft ist schön, reist uns aber auch nicht wirklich vom Sprintersitz. Aber das liegt wohl eher daran, dass wir schon sehr verwöhnt sind. Auf der A 337 überqueren wir die Sierra Nevada, aber auch diese Strecke haben wir uns spektakulärer vorgestellt. Die weißen Gipfel des Veleta und Mulhacén sehen wir nur aus der Ferne und selbst die Passhöhe Puerto de la Ragua (2.000 m) ist schneefrei. Wir spazieren rd. 500 Meter den Berg hoch zu einem Mirador. Im Winter ist hier wohl mehr los.

 

In Alcudia de Guadix verbringen wir die Nacht zwischen Fußballplatz, Höhlenmuseum und Stierkampfarena. Ein wesentlich ruhiger Übernachtungsplatz, als die Beschreibung vermuten lässt. Bei der Erkundung der näheren Umgebung können wir von einem Hügel auf den Dorfkern herabsehen und entdecken dort viele Höhlenwohnungen, die sich an die Hänge schmiegen.

Schicke Höhlenwohnungen in Alcudia de Guadix.
Schicke Höhlenwohnungen in Alcudia de Guadix.

Am nächsten Morgen geht es rd. 6 km weiter nach Guadix. Auf der A 92 sind wir schon öfters hier durchgerauscht und haben interessante Felsformationen und Höhlenwohnungen gesehen. Diesmal haben wir uns vorgenommen die Gegend genauer kennenzulernen.

Ganz nah an der Innenstadt kurz vor dem großen Kreisverkehr finden wir auf einem riesigen Parkplatz eine kostenfreie Stellmöglichkeit für Wohnmobile.Gemütlich ist es hier nicht, aber es hat zumindest eine Entleerungsstation.

Nahe der Kathedrale entdecken wir im Touristenbüro ein faszinierendes Bild. Durch eine bis zum Horizont reichende, eindrucksvolle Canyonlandschaft in Rot- und Sandtönen windet sich eine kurvige, schmale Piste. Wow – da wollen wir hin! Aber die Auskunft die wir erhalten ist spärlich. Nur mit 4x4 – nun das wäre ja kein Problem – und nur mit Führer, da man leicht hinein- aber nur schwer herauskommt. Hmm - mal sacken lassen.

 

Erst einmal spazieren wir durch die Altstadt und fahren dann mit der kleinen Touribahn zu dem Bezirk mit den Höhlenwohnungen. Interessant ist der Besuch des kleinen Höhlenmuseums, einer Schauhöhle, die sehr gut einen Eindruck über das Leben in so einer Behausung vermittelt. Bei diesem Klima, vor allem im Sommer, hat das was. Selbst heute ist es schon so heiß, dass wir um jeden Schattenplatz dankbar sind. Von einem Aussichtspunkt haben wir einen recht guten Rundumblick auf viele andere Höhlenwohnungen. So viel anders, als in dem touristisch wesentlich weniger erschlossenen Alcudia de Guadix sind sie nicht – nur zahlreicher. Aber es ist schon interessant, sich mit dieser aus Armut entstandenen Wohnsituation zu beschäftigen, die heutzutage so modern und begehrt ist.

Am späten Nachmittag stehen wir noch mit anderen Reisenden zusammen, als ein gar nicht so kleiner Staubteufel den Weg direkt durch nseren Wohnraum nimmt. Da bei der Hitze alle Fenster sperrangelweit offen stehen und auch die Fliegengitter nicht geschlossen sind, weht er uns allen Staub herein und nimmt dafür einige Prospekte und Infoblätter mit sich. Nachdem wir diese wieder eingesammelt haben, geht es an den Hausputz – der Sand liegt wirklich überall.

Guadix - Höhlenwohnungen
Guadix - Höhlenwohnungen