01.01.- 20.01. Fuerteventura

Nach einem ruhigen Silvesterabend mit der Aussicht auf die Feuerwerke gleich zweier kanarischer Inseln fahren wir am Neujahrstag noch einmal über die Piste entlang der Küste nach Corralejo. Entlang der zumindest am Anfang sandigen Strecke gibt es viele schöne Plätze, die sich auch für einen etwas längeren Aufenthalt eignen würden.

Durch das Landesinnere fahren wir nach Puerto del Rosario. Den Sprinter parken wir an der Avenida de la Constituion und gehen zum Hafen und dann entlang der Uferzone bis zum Stadtstrand der Playa Chica. Auf der ganzen Strecke verteilt stehen etliche Kunstwerke – riesige Muscheln und Abstraktes. Ansonsten kann uns die Stadt nicht besonders begeistern und wir fahren weiter nach Betancuria.

 

Betancuria liegt im Landesinneren und ist die „historische Hauptstadt“ von Fuerteventura. Aus Angst vor Piratenüberfällen wurde der Ort 1404 weit im Landesinneren und versteckt zwischen Berggipfeln angelegt. Das ging auch fast 200 Jahre gut, aber dann entdeckten Piraten den Ort und brannten ihn bis auf die Grundmauern nieder.

 

Nun – Betancuria wurde wieder aufgebaut und das ist gut so, denn der Ort mit der restaurierten Altstadt und seiner historischen Atmosphäre ist sehenswert. Die Parkplätze im Ortskern sind alle belegt und der große Parkplatz am Ortsende schließt gemäß Hinweisschild um 17 Uhr die Schranken. Ob man uns von dort vertreiben würde warten wir nicht ab, sondern verziehen uns auf den großen und absolut leeren Busparkplatz am Ortseingang neben der Klosterruine. Dort verbringen wir eine ruhige Nacht und wechseln am frühen Morgen auf einen der kleinen Plätze im Zentrum, die um diese Zeit noch gähnend leer sind.

Betancuria

Die Iglesia de Santa Maria und die sie umgebenden, weißgetünchten Häuser der Altstadt sind besonders gut in Stand gehalten.

Überall stehen Kübel mit blühenden Pflanzen und ein Springbrunnen plätschert munter vor sich hin. Gewohnt wird hier aber wohl kaum noch. Die Häuser beherbergen Souvenirläden und Restaurants.

 

Gleich gegenüber der Kirche liegt das Restaurant und Informationszentrum Casa Santa María. In dem historischen Gebäude wird ein Einblick in kanarische Traditionen, das Kunsthandwerk und die Über- und Unterwasserlandschaften Fuerteventuras geboten. Hier wird live gestickt und gewebt, und man kann lokale Spezialitäten probieren. Außerdem zeigt eine ca. 10minütige 3-D-Show die Tierwelt unter Wasser. So die Werbung. Wir sind heute morgen die einzigen Besucher und haben die ganze Anlage für uns. Der Nachteil ist, das es mit live vorgeführter Handwerkskunst nicht weit her ist und die Probierstände auch nicht besetzt sind. Die Qualität der Filme ist meiner Meinung nach eher durchschnittlich und die zur Dekoration versammelte Anzahl alter Gerätschaften reißt es für mich auch nicht raus. Für 6 Euro Eintritt hab ich schon Interessanteres gesehen.

Nachdem wir alle Straßen entlanggelaufen sind und gegen Mittag der Besucherstrom immer mehr zunimmt, fahren wir über die FV 30 weiter Richtung Westküste. Die Straße schlängelt sich entlang steiler Berghänge und bietet immer wieder einen tollen Ausblick. Die weißen Steinquader, die zur Hangseite hin absichern wirken aus der Entfernung wie eine Perlenkette entlang des Gebirgszuges.

Auf der Strecke liegen zwei sehenswerte Aussichtspunkte. Zuerst erreichen wir den Mirador Las Penitas, der auf rd. 340 Metern Höhe liegt. Heute ist sehr klares Wetter mit guter Fernsicht und wir haben einen fantastischen Ausblick auf den Stausee Presa de las Peñitas und den gleichnamigen Barranco. Eine Infotafel informiert, dass mit dem Bau des Stausees 1939 begonnen wurde. Die 11 Meter hohe Staumauer wurde nur vier Jahre später um weitere 11 Meter erhöht. Durch Bodenerosion verlandete der See und auch die Salzkonzentration des Wassers nahm immer mehr zu, so dass es – sofern überhaupt noch vorhanden - nicht mehr für die Bewirtschaftung der Felder nutzbar ist. Wir nutzen den Überblick aus dieser Höhe um uns ein paar Plätze zu merken, die für eine Wanderung gut geeignet wären. Mal sehen, was sich ergibt.

Blick vom Mirador Las Penitas auf den verlandeten Stausee Presa de las Peñitas
Blick vom Mirador Las Penitas auf den verlandeten Stausee Presa de las Peñitas

Nur rd. 2 km weiter erreichen wir den zweite Aussichtspunkt, den auf 426 Metern Höhe liegenden Mirador Risco de las Penas. In kurzer Distanz, direkt gegenüber, liegt der namensgebende Berg Risco de las Peñas. Wir machen uns auf den Weg Richtung Berggipfel und werden mit einer grandiosen Rundumfernsicht belohnt.Auffällig sind die vielen, nicht mehr bewirtschafteten Anbauflächen, die heute wohl nur noch daran erinnern, wie hoch der Stellenwert der Landwirtschaft früher einmal war. Am Horizont können wir die Westküste und den blau schimmernden Atlantik sehen.

 

Ich freue mich aber nicht nur über den tollen Ausblick, sondern auch über die possierlichen Streifenhörnchen, die uns hier zum ersten Mal begegnen. Sie wurden Mitte des 20. Jahrhunderts nach Fuerteventura gebracht und stammen ursprünglich aus Marokko, der Sahara und Nordwest-Algerien. Um die natürliche Fauna nicht zu verfälschen, soll man die Hörnchen nicht füttern – was mir schwerfällt, wenn ich die niedlichen Nager so sehe. Aber ich halte mich zurück, schließlich füttern trotz entsprechender Hinweisschilder schon genug andere Leute und nutze die Zutraulichkeit der Hörnchen für eine Fotosession.

Am Mirador Risco de las Penas mit Bilick auf den gleichnamigen direkt in der Mittel liegenden Berggipfel.
Am Mirador Risco de las Penas mit Bilick auf den gleichnamigen direkt in der Mittel liegenden Berggipfel.

Über Pájara fahren wir weiter nach Ajuy, das im Landschaftspark Betancuria liegt. Die Hauptattraktion ist hier nicht der kleine Ort mit dem schwarzen Sandstrand, sondern die interessanten Gesteinsformationen und die Cuevas de Ajuy, eine riesige Doppelhöhle. Doch davon später mehr.

Am Ortseingang direkt neben dem großen Kreisverkehr mit Palmenhain liegt ein geräumiger Parkplatz, auf den wir den Sprinter parken um die Umgebung dann zu Fuß zu erkunden. Der kleine Ort liegt an einem Hang und grenzt an die Playa de los Muertos: Der schwarze, knapp 300 m lange Sandstrand liegt geschützt zwischen schroffen Felsformationen. Der Name „Strand der Toten“ bezieht sich auf die in früheren Zeiten oft blutigen Piratenüberfälle. Beim Baden ist wegen der starken Strömungen aber trotzdem Vorsicht angebracht, was für die meisten Strände der Westküste gilt.

Kalkküste bei Ajuy

An der rechten Strandseite führt ein Weg hinauf zu dem optisch und auch geologisch interessanten Felsplateau.

Nach Einschätzung der Geologen sind diese Felsen die ältesten des gesamten Archipels. In dem leuchtend weißen Kalkstein finden sich rd. 5 Mio. Jahre alten Fossilien - kleine versteinerte Meeresschnecken, die anzeigen, dass diese Felsen vor langer Zeit einmal unter Wasser lagen. Wir bewundern die wie moderne Kunst anmutenden Auswaschungen und den herrlichen Farbkontrast zum Meer und dem blauen Himmel.

Der weitere Weg führt entlang historischer Kalköfen – offenbar gab es früher genug Holz auf der Insel um Kalk zu brennen und zu exportieren – am Meer entlang. Am Ende des Weges geht es dann eine steile Treppe hinab zu einem winzigen Aussichtsplateau. Von dort aus fällt unser Blick in die riesige Höhle und wir sind überwältigt.

Gigantische Doppelhöhle bei Ajuy
Gigantische Doppelhöhle bei Ajuy
Höhle in Ajuy Fuerteventura

Bei genauerem Hinsehen ist zu erkennen, dass es sich eigentlich um zwei parallele Höhlen handelt, die nur durch einen wenige Meter breiten Felsspalt miteinander verbunden sind. In diesem ist ein schmaler, tiefer Einschnitt, durch den man mit etwas Kletterei in die zweite Höhle gelangen kann.

 

Über eine Holztreppe geht es auf den Boden der ersten Höhle und wir staunen immer wieder über die gigantischen Ausmaße. Dann klettern wir über den Felsspalt in die fast ebenso riesige Parallelhöhle.

 

Platzangst bekommt man hier bestimmt nicht!

 

Und ich fotografiere natürlich was das Zeug hält. Diese Höhle ist wirklich ein Highlight!

Nach einer ruhigen Nacht parken wir am frühen Morgen auf den kleinen Parkplatz am Strand um, der um diese Zeit völlig leer ist. Wir hoffen auf einen sonnigen Strand- und Badetag, aber der Wind ist so stark, dass daraus nichts wird. Das hat aber auch etwas Gutes, sonst hätten wir den tollen Steinbogen auf dem rd. 2,5 km entfernten Nachbarstrand nämlich nie entdeckt.

Ajuy - Strand, Dorf und hinten links der Aufgang zu den Kalkfelsen und der Höhle
Ajuy - Strand, Dorf und hinten links der Aufgang zu den Kalkfelsen und der Höhle
Felsbogen bei Ajuy,

Wir wandern in Richtung der Höhlen, zweigen dann aber auf das Hochplateau ab und folgen dem Trampelpfad entlang der Küstenlinie. Nach einiger Zeit entlang der Steilküste kommt ein kleiner Strand mit Berg in Sicht. Aus dieser Perspektive noch kein aufsehenerregender Anblick. Aber je weiter wir gehen, desto deutlich wird es, dass dieser Felsen etwas Besonderes ist, denn er hat ein riesiges Loch, durch das wir auf der anderen Seite das Meer erkennen können.

Durch ein kiesiges, mit Tamarisken bewachsenes Flussbett gehen wir Richtung Strand und während ich noch überlege, ob man hier auch mit dem Sprinter hinkönnte, kommt ein kleiner roter PKW angefahren. Geht also – und macht deutlich, dass wirkungsvolle Offroadfotos nicht nur mit Allradboliden gemacht werden können.

Thomas klettert in den Felsbogen und dient auf meinen Fotos als menschlicher Größenvergleich. Der Felsbrocken ist so groß, dass man schon eher von einem Loch im Berg, als von einem Felsbogen sprechen muss. Leider steht die Sonne für Fotos nicht gerade günstig, aber das Motiv lass ich mir natürlich nicht entgehen.

Am Abend verlassen wir Ajuy und fahren zur Ostküste. In Los Caracolitos, einer kleinen Fischersiedlung direkt neben der Saline (las salinas del carmen), übernachten wir auf einem Felsplateau am Meer und fahren am nächsten Morgen die Calle Antonio Garcia Darias in Richtung Ortsausgang. Nach rd. 800 Metern geht sie in eine Piste über. Diese führt uns in eine kleine Bucht mit einer alten Ruine, Tamarisken und Palmenhain. Wir fühlen uns wie in Marocco nur mit dem Unterschied, dass niemand bei uns auftaucht sobald wir anhalten.

Wir erkunden die Gegend zu Fuß und finden heraus, dass nach rd. 1 km eine Piste abzweigt, die durch ein Barranco zu einer weiteren, viel kleineren - laut MAPS.ME ebenfalls namenlosen – Bucht führt. Diese gefällt uns und so holen wir den Sprinter und machen es uns gemütlich.

 

Kurz darauf kommen zwei spanische Geländewagen und die Fahrer machen sich zu einem Tauchgang fertig, während der Rest der Gruppe sich am Strand die Zeit vertreibt. Die Harpune in der Hand der Taucher macht deutlich, dass es hier darum geht das Abendessen zu erlegen.

Wohnmobil am Meer

Eine ganze Weile später kommt einer der Taucher mit zahlreichen Fischen zurück. Seine Begleiterin bietet uns an, uns einige Fische auszusuchen. Sie heißt Irina, ist Russin und lebt auf Fuerteventura, seit sie Enrique kennengelernt hat. Die Verständigung auf englisch klapp gut und wir laden sie zu einem Kaffee im Sprinter ein, der ihr auf Anhieb gefällt.

 

Etwas später stehe ich dann mit zwei Fischen in der Schüssel und gemischten Gefühlen neben Enrique, der auf seinem zweiten Tauchgang noch mehr Fische erlegt hat und übe mich im Fische ausnehmen. Tja – Fischfilet aus dem Supermarkt geht einfacher. Nur gut, dass so reichlich Meerwasser da ist, um all die Überreste aufzunehmen und alles wieder sauber zu spülen. Als ich zum Sprinter zurückgehe sind vier Fische in meiner Schüssel – wundersame Fischvermehrung a la Enrique.

Aber die Überwindung wird belohnt. Wenig später brutzelt ein Fisch in der Pfanne, der so groß ist, dass er nur mit Mühe hineinpasst. Ein paar Bratkartoffeln dazu -mhm, so leckeren Fisch haben wir, glaube ich, noch nie gegessen!

 

Irina, Enrique, seine beiden Söhne und sein Freund machen Lagerfeuer aus Treibholz und ein Strandbarbeque. Wir spendieren eine Flasche Rotwein und ein paar Cracker die schon seit Norwegen mit uns reisen und es wird eine gemütliche Runde.

Auch am nächsten Tag ist der Wind zu frisch um einen Badetag daraus zu machen. Also beschäftigen wir uns anderweitig und beginnen „unsere“ kleine Bucht vom Müll zu befreien. Es ist schon erstaunlich, was da alles zusammenkommt. Einige Zeit später stehen drei Müllsäcke neben dem Sprinter, gefüllt mit Plastikteilen aller Art, Glasscherben, Angelschnüren(auch mit Haken dran), Plastikteller und Besteck, Alufolie, Papiertaschentücher, rostige Nägel und sogar zwei Schälmesser sind dabei. Eines von ihnen steckte aufrecht zwischen zwei Kieseln. Ich glaube barfuß am Strand werden wir uns nach dieser Sammeltour dreimal überlegen.

 

Die Mentalität der Skandinavier, wo sich ein kleiner Junge sogar nach Bonbonpapier bückte, dass nicht von ihm stammte, ist hier leider völlig fremd. Wasserflaschen werden fallengelassen wenn sie leer sind – egal wo das ist und mit anderem Müll sieht es nicht viel besser aus.

 

Nach dieser Säuberungsaktion spazieren wir rd. 2,5 km die Steilküste entlang und nehmen die folgenden Buchten und die Piste in Augenschein. Die nächsten zwei Buchten sind auch ganz nett, die Dritte gefällt uns am besten, aber die Piste wird immer schlechter. Sehr ausgespült, große Schlaglöcher, starke Steigungen und das teilweise alles gleichzeitig. Fahrbar wäre das wohl – meint Thomas. Ich würde es mir nicht zutrauen, aber wir sind uns einig, das wir diese Strecke unserem Sprinter nicht zumuten müssen. Warum kompliziert, wenn es auch einfacher geht. Morgen werden wir erst mal den Müll entsorgen und dann schauen, wie die Piste von Pozo Negro aus zu befahren ist.

Am nächsten Morgen kommen wir wieder an der Saline (las salinas del carmen) vorbei und legen einen kurzen Besichtigungsstopp ein. Die Saline wird nicht mehr wirtschaftlich betrieben, sondern ist nun ein staatliches Museum. Am Strand wurde ein riesiges Walskelett aufgebaut, das von einem vor Jahren hier gestrandeten Wal stammt. Solche "Waldenkmäler" haben wir hier schon mehrere gesehen, aber dieser Wal war der größte von Allen.

 

Auf dem weiteren Weg nach Pozo Negro fahren wir zum Centro de Interpretacion Poblado de La Atalayita. Das Freilichtmuseum ist geschlossen und das wohl schon seit einer ganzen Weile. Die altkanarischen Wohnstätten, die die Ureinwohner hier aus Lavabrocken erbaut haben, sind aber auch so zu besichtigen. Die meisten Bauten sind eher höhlenartig in den Boden gebaut und haben extrem niedrige und schmale Türen. Da alle Hinweistafeln fehlen, können wir nur raten, ob das menschliche Behausungen oder eher Ziegenställe waren. Der nahe, aus der Ebene und dem Lavastrom herausragende 88 m hohen Hügel La Atalayita hat der geschichtlichen Stätte ihren Namen gegeben.

 

Übrigens Lavastrom – zum ersten Mal auf Fuerteventura begegnen wir einem Lavastrom wie wir ihn auf Lanzarote so oft gesehen haben. Auf unserer weiteren Fahrt nach Pozo Negro können wir genau sehen, welchen Weg die Lava durch das Tal genommen hat. Dieser meterdicke Lavastrom bzw. die daraus resultierende Gesteinsschicht führte dazu, dass die Bewohner diesen Flächen den Namen „Malpaís Grande“, „großes schlechtes Land“ gaben, da sie wegen ihrer scharfkantigen Steine und unfruchtbaren Böden für die Landwirtschaft oder auch zur Siedlungsgründung völlig ungeeignet sind. Wenn man bedenkt, dass die letzten Vulkanausbrüche hier rd. 10.000 Jahre zurückliegen und die Lavaflächen kaum anders aussehen als die auf Lanzarote, die um 1730 entstanden sind, dann hat man eine Vorstellung welch eine dauerhafte Verwüstung die Lava hinterlässt.

Straße nach Pozo Negro entlang des "Malpaís Grande", des durch den Lavastrom verdorbenen Landes.
Straße nach Pozo Negro entlang des "Malpaís Grande", des durch den Lavastrom verdorbenen Landes.

Pozo Negro ist ein kleines, verschlafenes Örtchen, dass nur aus wenigen Häusern besteht und der Hotelkettenindustrie bislang entkommen konnte. Wir wandern über die Piste zu der von uns anvisierten Bucht. Die Piste ist ganz brauchbar, aber der Wind so stark, dass wir unsere Pläne ändern und beschließen morgen in die Berge zu fahren.

Afrikanischer Monarch , Danaus chrysippus

Auf dem Rückweg entdecke ich mein heutiges Tages Highlight. Die Blüten der hier wachsenden hohen Büsche eines Wolfsmilchgewächses, dass wir auch aus Marokko kennen, sind umlagert von großen, orangefarbenen Schmetterlingen.

 

Es handelt sich um den Afrikanischen Monarchfalter (Danaus chrysippus) und ich freue mich über die tolle Gelegenheit in aller Ruhe schöne Bilder von den flatterhaften Geschöpfen machen zu können.

 

Ihre Farbwirkung in dem schon spätnachmittaglichen, milden Sonnenlicht ist umwerfend und zusammen mit dem Grün der Büsche eine Farbenexplosion in der ansonsten kargen, durch Erdtöne dominierten Landschaft, die das Auge begeistert aufnimmt.

 

Am 07.01. erkunden wir die Ostküste weiter Richtung Süden. Über die FV 4 und FV 512 fahren wir nach Las Playitas und über eine schmale rd. 6 km lange Straße in die Berge zum Faro de la Entallada. Die letzte kurvige Bergetappe ist einspurig und hat kaum Ausweichbuchten. Wir sind froh, dass wir momentan noch allein hier unterwegs sind.

 

Der Faro de la Entallada steht auf rd. 190 Metern Höhe und ist das schönste Leuchtturmgebäude, das ich bis jetzt gesehen habe. Ein richtiger Prachtbau. Schade, dass er nur von außen zu besichtigen ist. Wir genießen den herrlichen Ausblick und machen uns dann auf den Weg nach unten, da inzwischen die ersten Touristen mit ihren Leihwagen auftauchen. Wieder haben wir Glück und keinen Gegenverkehr bei der Abfahrt.

Faro de la Entallada, Leuchtturm Fuerteventura

Den Nachmittag verbringen wir mit einem Spaziergang durch Las Playitas, das einen kleinen historischen Kern hat, aber inzwischen von den großflächtigen Hotelanlagen dominiert wird. Zumindest hat man hier auch große Grünflächen angelegt und im Playitas Resort wurden sogar Futterplätze für streuende Katzen eingerichtet. Jeder Tourist kann die Miezen aus den bereitstehenden Futtersäcken versorgen. Ein Schild weist darauf hin, dass alle Katzen mit fehlender linker Ohrspitze kastriert sind. Man muss schon zweimal hinsehen, um das Stückchen fehlendes Ohr zu entdecken, aber endlich mal ein konsequenter und richtiger Weg mit dem Problem umzugehen.

Las Playitas
Las Playitas

 

Gegen Abend fahren wir weiter nach Gran Tarajal. Eine etwas größere Stadt mit Hafen. Von hier gehen auch Fähren nach Gran Canaria.

 

Die Stadt finden wir nicht besonders reizvoll, aber der wie ein botanischer Garten aussehende Kreisverkehr gefällt uns. Wir nutzen die Gelegenheit zu einem Einkauf und stocken unsere Brauchwasservorräte (10 l Kanister) an einer Stranddusche auf.

 

Gegen Abend verziehen wir uns auf einen am Berghang gelegenen riesigen Parkplatz und nutzen das, dank gleich gegenüberliegendem Sendemast, hervorrangende Internet.

Am nächsten Morgen geht es dann in die Berge (FV 512, 550, 11, 56, 618, 605). Die Strecke ist ein schönes Kontrastprogramm zu den Tagen an der Küste und der auf 420 Metern Höhe liegende Mirador de Sicasumbre ist gleich in mehrfacher Hinsicht interessant.

 

Zum einen natürlich die Aussicht. Aber gleich als wir halten zieht nicht das bis zur Küste reichende Bergpanorama meinen Blick an, sondern der ganz nah am Sprinter sitzende Kolkrabe. Ein Foto von diesem großen Rabenvogel wollte ich schon immer mal machen. Kurz darauf stelle ich dann fest, dass nicht ich den Raben, sondern der Rabe mich ausgeguckt hat. Es entwickelt sich eine für beide vorteilhafte Situation. Ich habe ein handzahmes Fotomodell und der Rabe bekommt gute Nüsse aus unserem Müsli. Er folgt uns dann auch den Weg zum höhergelegenen Aussichtspunkt und bringt noch einen Freund mit.

Mirador de Sicasumbre

Eigentlich dreht sich an diesem informativen Aussichtspunkt alles um das Thema Sonne, Mond und Sterne. So wird u.a. erklärt, dass die Ureinwohner die Sternenkonstellation nutzten, um die Zeit zu messen und dass sie Sonne und Mond von den Bergen beobachteten, die sie wiederum als heilige Orte ansahen.

Aber diese Informationen lassen mich erst einmal kalt - die laufen nämlich nicht weg. Anders als die drei jungen Zicklein die abseits einer frei grasenden Ziegenherde am Hang stehen. Ich muss mich anpirschen, um die Sonne in den Rücken zu bekommen und darf gleichzeitig die Zicklein nicht erschrecken. Gar nicht so einfach auf dem abschüssigen Gelände. Als die Drei dann mit der Herde weiter ins Tal ziehen, kommen die Raben wieder zu mir und ich versuche ein Bild von einem Raben im Flug zu machen. Das ist ebenfalls nicht leicht, da die Beiden immer nur auf mich zu fliegen. Sie wollen ja schließlich Nüsse und meist sind sie schneller wieder bei mir, als ich die Kamera überhaupt ausrichten kann.

 

Ich weiß – man soll nicht füttern, weder Hörnchen noch Raben. Aber erst einmal machen das alle hier und zum zweiten entlohne ich halt meine Fotomodelle. Nein im Ernst. Für die Singvogelpopulation ist es nicht gut, wenn durch Fütterungen Raben und Hörnchen begünstigt werden. Aber wie uns hier lebende Deutsche erzählen, schießen die Einheimischen in der Jagdsaison auf alles was sich bewegt, incl. winziger Singvögel nur aus Spaß an der Ballerei und solange sich da nichts ändert, mache ich mir keinen Kopf über füttern oder nicht füttern. Ein weiteres Thema, das hier gerne ausgeklammert wird sind die Ziegen. Etliche laufen immer noch frei herum und sind nicht wählerisch bei der Nahrungssuche. Vom Hörnchen als Ernteschädling wird viel Aufhebens gemacht. Von den Ziegen spricht keiner. Aber das sind ja auch Nutztiere, deren Besitz von der EU sogar noch mit 200 Euro jährlicher Prämie je Tier belohnt wird.

Nachdem wir die Aussicht genug genossen haben geht es weiter nach La Pared. Die langen, weißen Sandstrände von La Pared sind herrlich. Da die Brandung hier aber viel stärker und die Strömungen nicht ungefährlich sind, ziehen sie überwiegend Surfer an. Der Ort ist klein und die Feriensiedlung ist hübsch angelegt. Da die meisten Urlauber aber mehr Wert auf badesichere Strände legen, haben sich die großen Hotelketten hier nicht niedergelassen – glücklicherweise!

Sonnenuntergang an der Playa del Vejo Rey
Sonnenuntergang an der Playa del Vejo Rey

Wir stehen auf den Klippen der Steilküste mit fantastischem Blick über die Strände. Teilweise sind wir hier fast allein, dann wieder stehen auch einige Surfer neben uns. Tagsüber kommen immer wieder Van´s mit Ausflugstouristen vorbei, die dann rd. eine Viertelstunde Zeit haben um Fotos zu machen und die Atlashörnchen zu füttern. Dann herrscht wieder Ruhe, bis am Abend der von hier fantastisch zu beobachtende Sonnenuntergang etliche Zuschauer anzieht.

Wir verbringen drei ruhige Badetage in La Pared. Der Wind hält sich zurück und es macht Spaß in der Brandung wellenzubaden. Am Vormittag bei ablaufendem Wasser ist das ein einfaches Vergnügen, auch wenn man die starke seitliche Strömung schon gut spüren kann. Zu dieser Zeit kommen auch viele Surfschulen an die Strände. Aber da hier Platz ohne Ende ist, kommt man auch beim Baden niemandem in die Quere. Am Nachmittag, wenn die Flut aufläuft werden die Wellen größer. Das freut die Könner unter den Surfern und macht das Baden schwieriger. Jetzt halte ich mich lieber nahe am Strand, wo ich im kniehohen Wasser gut stehen kann. An den Beinen merkt man, dass die seitliche Strömung viel stärker geworden ist. Da lass ich Schwimmversuche lieber bleiben.

Sonnenuntergang am Meer, Playa de Pared

Wenn die Sonne ab 15 Uhr an Kraft verliert, gehen wir zum Sprinter zurück, genießen unseren Fruchtsmoothie, füttern ein wenig die Hörnchen und obwohl ich schon so viele Hörnchenbilder habe, kann ich es nicht lassen noch ein paar mehr zumachen. Wenn ich bedenke, wie lange es in Marokko dauerte, bis ich es geschafft hatte ein Atlashörnchen, wenn auch nur aus großer Entfernung, endlich mal vor die Linse zu bekommen! Und hier würden sie auf mir rumturnen, wenn ich es zulassen würde.

Atlashörnchen, Streifenhörnchen, Fuerteventura

Nach einiger Zeit taucht ein Rabe auf um sich seinen Anteil zu holen. Schlagartig sind alle Hörnchen verschwunden. Kein Wunder, stehen sie doch auf der Speisekarte von Corvus Corax dem Kolkraben. Erstaunlich, wie die Hörnchen schon aus großer Entfernung den Unterschied zwischen Rabe und Möwe ausmachen. An den Möwen stören sie sich nämlich gar nicht.

 

Am Nachmittag des dritten Tages machen wir uns wieder auf den Weg. Eigentlich gefällt es uns hier ganz gut, aber da die Polizei jeden Tag vorbeikommt, unseren Sprinter interessiert mustert und Campen eigentlich verboten ist, wollen wir den Bogen nicht überspannen.

 

Ach ja - wenn Euch unser Tagesablauf an der Playa del Vejo Rey näher interessiert, dann schaut Euch doch einfach mal die Untertitel der folgenden Bildergalerie an - a day in paradise!

Wir fahren quer über die Insel zur Ostküste und unserer Suche nach einen geeigneten Stellplatz führt uns zur Playa de la Jaqueta. Sie liegt nah an der Autobahn, aber da wir unterhalb der Steilküste stehen hören wir nichts davon. Die Bucht ist recht groß und der Strand ist mit schwarzen Kieseln bedeckt. Sicherlich kein Vergleich zu dem herrlichen Sandstrand in La Pared aber dafür stehen wir hier auch ganz allein - die meiste Zeit jedenfalls.

Playa de la Jaqueta

Heute ist das Meer so ruhig, dass wir unser Kanu auspacken und eine Paddeltour unternehmen. Wir paddeln rd. 5 km die Küste südwärts Richtung Costa Calma. Unsere Hoffnung eine versteckte kleine Sandbucht zu finden erfüllt sich leider nicht. Auf dem Rückweg sehen wir etwas knapp unter der Oberfläche im Meer treiben. Es ist ca. 1 qm groß und ähnelt einer hellen Plastikplane. Wir wollen es genau wissen und kehren um. Plötzlich ist die „Plane“ weg, aber wir entdecken sie einige Meter neben uns erneut. Wir steuern darauf zu und das Spiel wiederholt sich. Keine Ahnung was das ist, aber eine Plane bestimmt nicht, dafür bewegt es sich viel zu eigenständig. Vielleicht ein Sandhai oder ein Rochen – wir werden es nicht erfahren.

 

Den nächsten Tag verbringen wir mit einer ausgedehnten Küstenwanderung, da der Wind wieder stärker geworden ist und die Wellen für das Kanu zu hoch sind. Da hier ein Barranco neben dem anderen liegt, ist die Wanderung recht sportlich. Es geht dauernd steil hoch bzw. runter. Zudem ist der Untergrund kiesig mit viel losem Geröll und man muss sehr gut aufpassen wohin man tritt.

Strand Meer

Unsere nächste Station ist die Costa Calma. Viel grausiges haben wir schon gehört – Touristenbunker, überlaufen, etc. Also eigentlich überhaupt nicht unser Ding. Aber es kommt anders als erwartet und wir entdecken die ruhige Seite der Costa Calma. Auf der langen Hauptstraße, die sinnigerweise den Namen Avenida de Jahn Reisen trägt, fahren wir durch eine kilometerlange Palmenallee. Nach der kargen Vegetation der letzten Wochen, fühlen wir uns wie der Karawanenreisende in der Oase. Soviel Grün – das erfreut das Auge!

Wir gehen zum Strand, der Playa de Costa Calma. Rund 3 km feiner, heller Sandstrand umstanden von hohen Hotelbauten. Das Bild, das man von der Costa Calma halt kennt. Als der Strand endet, gehen wir aber auf den von der Ebbe freigelegten Steinpassagen unterhalb der Steilküste weiter. Es folgt ein netter, kleiner Sandstrand auf den nächsten und bis auf ein paar Sonnenhungrige und wenige Strandläufer ist hier auch gar nicht allzuviel los. Die Felspassagen zwischen den Stränden werden von diversen Vögeln und natürlich Atlashörnchen bevölkert, die die Touristen als stete Futterquelle entdeckt haben.

Mit dem Sprinter fahren wir u einem der kleinen Strände direkt am Ende der südlichen Bebauungsgrenze. Dort stehen wir auf der Steilküste mit Meeresblick und haben sogar eine Dusche keine 5 Meter vom Sprinter entfernt.

Wir verbringen die Zeit mit baden, sonnen und Strandspaziergängen.

 

Nach Süden schließen sich die unendlich wirkenden Strände der Playa de Sotavento an. Sotavento bedeutet „die Seite, die im Windschatten liegt“ und deshalb befinden sich hier auch so viele Hotelanlagen. Wir laufen und laufen, doch der Strand nimmt kein Ende. Hier sind kaum noch Badende. Dafür ist es das ideale Revier für Kiter und Surfer.

 

Am nächsten Tag verlegen wir unseren Standort rd. 400 Meter weiter über eine recht gute Piste auf eine noch einsamere Klippe am nächsten Strand. Der Tagesablauf weicht kaum von dem oben genannten ab.

 

Mit einem Unterschied. Die Hörnchen sind hier so handzahm, wie ich sie noch nirgends auf der Insel erlebt habe. Und das bringt mich auf eine Idee. Mit viel Zeit und etlichen Nüssen wandere ich die Klippen entlang und werde natürlich sofort von den Hörnchen entdeckt.

 

Das funktioniert so:

Ein oder zwei Hörnchen fungieren als Wach- und Beobachtungsposten. Auf Felsvorsprüngen halten sie Ausschau und sie haben enorm viel Erfahrung in der Einschätzung der umherwandernden Touristen. Wenn jemand stehenbleibt ist das schon ein gutes Zeichen. Wenn er sich dann noch umschaut – zack ist das Hörnchen da.

 

Tja – und wenn es was zu futtern gibt, dann ist keine Minute später auch der Rest der Sippe zur Stelle. Hinsetzen und alleine seine Brotzeit verzehren geht natürlich auch nicht. Einen Menschen, der nicht teilt, das erleben die Hörnchen nur sehr selten.

 

Die Winzlinge sind dermaßen darauf spezialisiert, das Futter mit den Fingern gereicht zu bekommen, dass sie andere Möglichkeiten kaum in Betracht ziehen. Nun ja – bei mir müssen sie jetzt umlernen und das tun sie schnell, denn die Nuss liegt verführerisch auf dem Objektiv meiner Kamera. Da überall Felsen in der Nähe sind muss ich mich noch nicht mal bücken, sondern hab die Hörnchen in Augenhöhe. Natürlich gehen eine Menge Nüsse dabei drauf, denn die Hörnchen sind etwas hektisch und nicht besonders frusttolerant. Wenn ein Versuch nicht schnell zum Erfolg führt versuchen sie es woanders.

 

Bei so einer längeren Fotosession bekommen natürlich auch die Tauben mit, dass es da etwas zu futtern gibt und so sind sie auf vielen Bildern im Hintergrund vorzufinden. Bei der Auswertung der Fotos hab ich Spaß ohne Ende. Die Schnappschüsse aus dieser Perspektive sind einfach nur zum kugeln.

 

Während ich mir die Zeit mit den Hörnchen vertreibe, optimiert Thomas unsere Wasserbevorratung. Eine Aufnahme von Wasser in Trinkwasserqualität ist auf den Kanaren nicht möglich, da es hier nur Wasser aus den Entsalzungsanlagen gibt, also absolut frei von Mineralien und nicht sehr gut im Geschmack.

 

Um unsere „guten“ Wasservorräte in den Tanks zu schonen, kaufen wir acht 5-Liter-Trinkwasserkanister. Deren Inhalt wandern in die Tanks und dann füllen wir sie an der Stranddusche mit Brauchwasser auf. 

 

Wieder zu Hause ist der Einbau eines Dreiwegewasserhahns fest eingeplant. Dann können die Kanister entfallen und einer unserer drei fest eingebauten Tanks kann bei Bedarf als Brauchwassertank dienen. Das ist einfach bequemer, da es doch etwas umständlich ist, das Brauchwasser direkt aus dem Kanister zu verwenden.


Die Zeit vergeht wie im Flug und wir stellen fest, dass wir schon fast eine Woche hier verbracht haben. Da wir aber noch etwas mehr von der Insel sehen wollen, fahren wir am 18.01. weiter südwärts. Einen ersten Stopp legen wir an der großen Düne bei Risco del Paso ein. Hier erstreckt sich über rd. 6 km feinster Sandstrand und die türkis schimmernde Lagune de Sotavento.

 

Ein Wanderweg führt zum Gipfel der Düne und bis zum Barranco de Penescecal. Durch das Barranco gelangen wir auf den Strand der Lagune. Schnell aufziehende dunkle Wolken setzen unserem Spaziergang ein Ende und gerade als wir den Sprinter erreicht haben, gibt es einen kurzen Regenschauer.

Die nun folgenden Küstenbereiche bis Morro Jable sind dicht mit Hotelanlagen bebaut. Sicherlich lassen sich auch hier nette Plätzchen finden – wie z.B. der Strand bei Esquinzo. Aber uns zieht es in die einsameren Gegenden der Jandia Halbinsel. Hinter Morro Jable ist die Welt der Zivilisation nämlich so ziemlich zu Ende. Bevor es zum Hafen hinabgeht zweigt nach rechts die „Carretera Punto de Jandía“ ab. Die Straße geht schnell in eine Piste über, die rd. 19 km entlang des hoch aufragenden Jandia- Massivs durch eine karge Landschaft führt.

Jandía-Wolfsmilch (Euphorbia handiensis)

Ich entdecke eine Stelle mit niedrigen, kakteenartigen Wolfsmilchgewächsen. Man freut sich ja über jede Abwechslung. Meine Recherche ergibt, dass es sich um die seltene Jandía-Wolfsmilch (Euphorbia handiensis) handelt, die sonst nirgends auf der Welt vorkommt. Glücklicherweise ist sie mit ihrem giftigen Milchsaft und ihren stacheligen ca. 50 Zentimeter langen Armen sehr gut gegen die hier frei herumstreifenden Ziegen geschützt, die alles andere verwertbare Grünzeug wegfuttern.

Carretera Punto de Jandía

Die Piste ist in einem sehr guten Zustand und uns begegnen hier fast mehr Fahrzeuge als auf der Autobahn. Nach einiger Zeit kommen wir nach Puertito de la Cruz. Am Ortseingang stehen mehrere Esel wie ein Begrüßungskommando. Ansonsten wirkt der Ort etwas heruntergekommen und nicht sehr anziehend. Das mag auch an der Wohnwagensiedlung liegen, in der im Sommer angeblich Leute aus Gran Canaria Urlaub machen. Warum hier? Keine Ahnung!

 

Wir fahren die rd. 1,5 km weiter bis zum Leuchtturm (Faro de Punta de Jandía) an der Südwestspitze der Insel. Der Wind pfeift uns heftig um die Ohren und so verzichten wir auf einen Abstecher zur rd. 4 km entfernt liegenden Punta Pesebre und suchen uns kurz hinter Puertito einen Platz auf den Klippen. Ich backe einen Apfelkuchen und hebe die Schalen etc. für die Esel auf. Mal sehen, ob die Langohren morgen früh auch wieder da sind.

Faro de Punta de Jandia
Esel Fuerteventura Jandia

 Ja – sind sie! Und die Apfelreste werden gesittet aus der Schüssel gefuttert, die ich mal unter diese, mal unter jene graue Nase halte.

 

Zurück Richtung Morro Jable biegen wir auf rd. der halben Strecke auf die deutlich holperige Piste nach Cofete ab. Diese heißt allen Ernstes „Cofete Highway“ - nun ja „high“ ist sie ja. Zwei Kilometer weiter erreichen wir den Degollada de Agua Oveja, einen Pass mit grandioser Aussicht.

Über von der Erosion zerfurchte Hänge geht der Blick entlang des Jandia Massivs bis zu den endlos wirkenden Stränden von Cofete. Einziger Schönheitsfehler – es ist stark bewölkt und der Wind weht so heftig, dass ich nicht weiß, ob er es ist, der mir den Atem raubt oder die tolle Aussicht.

Degollada de Agua Oveja, Cofete

Die Piste ist einspurig und geht ohne Leitplanken direkt bis an den Abgrund. Ausweichstellen sind aber genug vorhanden, trotzdem freuen wir uns darüber, dass wir kaum Gegenverkehr haben. Cofete hatte ich mir anders vorgestellt. Das Dorf besteht aus wenigen, teils improvisiert zusammengebastelten Hütten. Von der Bedeutung des Ortes in früheren Zeiten ist nichts mehr zu erkennen. Entlang der Piste und auch in Ortsnähe fallen uns die großen Büsche der Kandelaber Wolfsmilch ( Euphorbia Canariensis) auf.

 

Wir fahren zu dem großen Parkplatz am Strand. Die Playa de Cofete ist wirklich ein Traum von einem Strand, feinsandig und hell – wäre da nicht nur der heftige Wind und die Wolken. Aber was soll’s, Jacke an und los geht’s. Wir marschieren Richtung Kap El Islote, das den Strand von den Playas de Barlovento trennt. Barlovento heißt ja „die Seite, von der der Wind kommt“ und das können wir nur bestätigen!

 

Wir gehen und gehen, aber das Kap kommt kaum näher. Irgendwann sind wir es leid und marschieren zurück. Schade, bei besserem Wetter wäre das hier Robinsonfeeling pur. Der Parkplatz leert sich und kurz bevor wir uns für die Nacht in höhere Gefilde zurückziehen wollen, kommen unsere Sandbleche und die Schaufel zum Einsatz. Nein – nicht bei uns. Ein französisches Paar hat seinen Leihwagen direkt hinter uns im Sand versenkt. Als wir mit den Bergeutensilien zu den Beiden gehen macht sich Erleichterung in den Gesichtern breit und kurz darauf können sie die Heimfahrt antreten.

Esel

Eigentlich ist es hier ja wirklich sehr ruhig und wir könnten so richtig ungestört ausschlafen.

 

Klappt aber nicht, da jemand mit durchdringender Tröte vor unserem Sprinter steht und lauthals verkündet, dass er wach ist. Diese Töne kennen wir gut aus Marokko, wo sie auch immer zur morgentlichen Geräuschkulisse gehört haben.

 

Das Langohr hat Glück und wird für seine Wecktätigkeit von mir auch noch mit den Gemüseabfällen unseres gestrigen Abendessens verwöhnt.

 

Er ist ganz schön wählerisch. Karotten - ja gerne! Brokkoli - na gut, aber nur wenn keine Karotten mehr da sind.

Am nächsten Morgen geht’s zurück nach Morro Jable, da die Wolken immer noch dick und ohne Lücke am Himmel hängen. Wir buchen beim Büro von Naviera Armas im Hafen das Fährticket nach Gran Canaria. Der Sprinter kostet nur 22,05 Euro dafür zahlt jeder von uns 48,80 Euro (119,65).

 

Um uns die Wartezeit zu vertreiben schauen wir bei der Auffangstation für verletzte Schildkröten vorbei. Diese Station kann besucht werden. Der Eintritt ist frei. Die Anlage ist aber nicht „showorientiert“ sondern dient halt dem Zweck der Aufzucht und Pflege mit dem Ziel der Auswilderung. Die Schildkröten befinden sich in vielen kleinen, eher an Badewannen erinnernde Becken, von denen zum Schutz der Tiere ohnehin nur zwei betrachtet werden können.

 

Da ist die Beobachtung der Rochen, die im Hafenbecken vor der Gaststätte der Fischereivereinigung herumschwimmen schon viel interessanter. Teilweise sehen wir bis zu fünf dieser großen Tiere gleichzeitig. Als die Sonne herauskommt, gelingt mir sogar ein halbwegs leidliches Foto. Die Rochen und die vielen anderen Fische – ein Sandhai war auch dabei – profitieren von dem geschützten Hafenbereich und ganz bestimmt auch von den vielen Abfällen, die von den Fischern hier ins Meer gekippt werden.

Von der Fähre haben wir noch einen schönen Blick auf Jandia im Abendlicht und anschließend können wir den herrlichen Sonnenuntergang auf dem Meer genießen.

Fuerteventura, Jandia